Flurfunk

„Weißt du schon, dass Mitarbeiterin XY das Unternehmen nächsten Monat verlässt …?“ Diese oder eine ähnliche Gesprächssituation haben viele Angestellte mit Sicherheit schon einmal erlebt. Man begegnet sich auf dem Büroflur, unterhält sich kurz und tauscht Neuigkeiten aus dem beruflichen Alltag aus. Die Antwort des Kollegen mag dann lauten: „Ach, das erklärt, warum die Stelle YZ neu ausgeschrieben wurde. Mein Tischnachbar im Büro will sich darauf intern bewerben.“ Dieses Beispiel zeigt anschaulich, worum es beim Flurfunk geht.

Flurfunk: Was ist damit gemeint?

Eine allgemeine Definition des Begriffs gibt der Duden vor: Beim Flurfunk handelt um „eine inoffizielle Weitergabe von Informationen besonders innerhalb von Unternehmen und Behörden“. Der Begriff leitet sich von der Vorstellung ab, dass Gespräche unter Kollegen häufig auf dem Firmenflur stattfinden, wo man fast schon beiläufig Neuigkeiten austauscht, um diese dann ungezielt, ungefiltert und meist schneller als über offizielle Kanäle zu verbreiten. Aber: Die Flurfunk-Kommunikation ist grundsätzlich nicht örtlich an den namensgebenden und eher symbolhaft gemeinten „Flur“ gebunden, sondern sie könnte auch an jedem anderen Ort inner- und außerhalb des Unternehmens stattfinden.

Flurfunk funktioniert dabei sowohl über den Dialog von zwei oder mehr Personen als auch über das zufällige Mitbekommen / Mithören eines Gesprächs, da zum Beispiel die Tür des Büros offensteht oder sich die Personen an einem „öffentlichen“ Ort (wie in der Büroküche oder im Kopierraum) unterhalten.

Welche Art von Informationen der Flurfunk beinhaltet, gibt die Definition nicht vor: Von Klatsch, Tratsch und Gerüchten bis hin zu offiziellen Neuigkeiten und Ankündigungen kann alles dabei sein und ist alles möglich. Der Wahrheitsgehalt des Flurfunks geht nach unserem Verständnis des Begriffs aber meist über reine Mutmaßungen hinaus und beschränkt sich nicht nur auf das Hörensagen. Es muss sich jedoch nicht zwingend um gesicherte und belegte Tatsachen handeln.

Deshalb kann der Flurfunk besser als sein Ruf sein

Der Flurfunk nimmt in den meisten Unternehmen eine wichtige Rolle im Büroalltag ein. Seine Bedeutung sollte daher nicht unterschätzt werden: Denn Flurfunk ist mehr als bloß ein „Informationshappen im Vorbeigehen“: Vor allem der soziale Aspekt spielt hier eine Rolle. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Teamgeist können gestärkt werden, indem die Kollegen andere Mitarbeiter ins Vertrauen ziehen und sie mit Informationen versorgen. Flurfunk ist zudem ein guter Stimmungsindikator. Wer als Vorgesetzter sensibel ist und seine Antennen ausfährt, kann auf diese Weise mögliche Sorgen und Probleme der Belegschaft wahrnehmen – und bestenfalls direkt (richtig) reagieren.

Nicht zu unterschätzen ist darüber hinaus die schnelle Verbreitung von Informationen. Nicht immer bieten sich E-Mails oder Kurznachrichten als Medium dafür an, vor allem dann nicht, wenn es keinen Nachweis darüber geben soll, wer die Nachricht verbreitet hat. Der Flurfunk hat sich zudem als der „kurze Dienstweg“ etabliert. Ohne erst zeitintensiv Teammeetings einzuberufen oder an einer Formulierung zu feilen, kann die betriebsinterne Kommunikation auch deutlich unkomplizierter ablaufen.

Dennoch ist Vorsicht geboten: die Risiken des Flurfunks

Flurfunk funktioniert ähnlich wie das „Stille-Post-Prinzip“ und birgt daher immer das Risiko, dass sich der Wahrheitsgehalt von Informationen von Person zu Person immer weiter verfälscht. Vorsicht ist daher immer dann geboten, wenn man die Information nicht aus erster Hand erhält, sondern von Dritten oder Vierten nach dem Prinzip „Ich habe gehört, dass …“. Missverständnisse und Missstimmungen sind jetzt vorprogrammiert. Ängste können unter Umständen geschürt („Achtung, der Chef setzt den Rotstift an!“) und Konflikte ausgelöst werden („Der Kollege XX hat sich schlecht über die Abteilung beim Vorgesetzten geäußert“). Diese führen nicht nur zu schlechter Stimmung, sondern gipfeln womöglich sogar im Mobbing.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, sind die Unternehmen beziehungsweise die Führungskräfte gefragt. Eine offene Kommunikation, eine angenehmes Betriebsklima, ein transparenter Informationsfluss sind gute Möglichkeiten, dass der Flurfunk genau das bleibt, was seine Definition auch vorsieht – eine inoffizielle Weitergabe von Informationen.

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