INGA-Prinzip

Einfach mal Nein zu sagen, fällt vielen Menschen nicht leicht. So nehmen wir im Job manchmal zusätzliche Aufgaben an, obwohl uns die Arbeit eigentlich schon über den Kopf wächst. Das Neinsagen kann jedoch gelernt werden – wer klare Grenzen setzen will, ohne dabei ein schlechtes Gewissen oder ein ungutes Gefühl zu haben, der sollte nach dem INGA-Prinzip handeln.

Darum klappt das mit dem Ja deutlich besser…

… oder andersherum formuliert: Deshalb fällt es uns schwer, Nein zu sagen. Wahrscheinlich haben wir uns alle schon mal dabei erwischt, dass uns als Antwort auf eine Bitte ein Ja über die Lippen kommt, obwohl wir eigentlich das Gegenteil meinen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Meist ist es einfach der Weg des geringsten Widerstands und der falschen Rücksichtnahme. Auf diese Weise können wir unser Gegenüber zufriedenstellen und mögliche Konflikte und Konfrontationen vermeiden. Vielleicht es man es zudem von Ihnen gewohnt, dass sie immer zur Stelle sind, wenn andere Sie brauchen.

Tut man sich schwer damit, anderen Menschen Absagen zu erteilen, kann dahinter auch die Angst stecken, nicht (mehr) gemocht zu werden. Auch die Sorge vor möglichen negativen Konsequenzen nach dem Motto „Wenn ich das jetzt nicht mache, werde ich niemals die bessere Position im Unternehmen erhalten“ kann ein Grund sein. Hier ist vor allem die Abhängigkeit von der anderen Person die Motivation für das eigene Verhalten. Nicht zuletzt kann es auch das Pflichtempfinden, zum Beispiel gegenüber Freunden und Familie sein, dass wir uns nicht trauen, ein Nein zu äußern. Einige Menschen sagen zudem einfach Ja, weil sie selbst ihr eigenes schlechtes Gewissen vermeiden möchten.

Darum lohnt es sich, auch mal Nein zu sagen

Auch wenn es erst einmal paradox klingen mag, aber tatsächlich verschaffen sich Menschen automatisch <strong>Respekt</strong> bei ihren Mitmenschen, wenn sie auch mal ein selbstbewusstes Nein äußern können. Dahingegen zahlen Ja-Sager, die es auch im Job allen recht machen wollen, meist einen hohen Preis. Sie werden nicht nur schnell von anderen ausgenutzt und irgendwann sogar nicht mehr ernst genommen, sondern sie kommen auch schnell an ihre eigene Belastungsgrenze, sind überfordert und überlastet.

Damit es künftig mit der Absage klappt – und das Nein beim Gegenüber ankommt, ohne dass er verletzt oder gekränkt ist – kann das sogenannte INGA-Prinzip hilfreich sein. Bei diesem Vorgehen setzt man Grenzen bestimmt, selbstbewusst und nachvollziehbar, bleibt aber gleichzeitig freundlich und höflich.

Nun wird’s konkret: Dafür steht die Abkürzung INGA

Das INGA-Prinzip fußt auf einem Vorgehen in <strong>vier Schritten</strong>. Mit INGA ist dabei natürlich keine Person gemeint, vielmehr handelt es sich um ein Akronym. Die einzelnen Buchstaben stehen dabei für:

I für Interesse
Kommt der Vorgesetzte oder ein Kollege mit einem Anliegen beziehungsweise einer Bitte auf einen zu, dann gilt es zunächst, genau zuzuhören und Interesse und Verständnis (zum Beispiel für die Dringlichkeit) zu zeigen. Eine mögliche Formulierung könnte lauten: „Ich kann gut nachvollziehen, dass der Auftrag wichtig ist.“ Oder: „Das tut mir sehr leid, dass du hier terminlich in der Klemme steckst.“

N für Nein
Jetzt ist es Zeit, Klartext zu reden. Und das bedeutet, ein Nein unmissverständlich, bestimmt, aber freundlich auszusprechen. Sagen Sie zum Beispiel einfach: „Das tut mir leid. Aber nein, das schaffe ich leider nicht.“ Wichtig ist dabei, das Gesagte nicht abzuschwächen mit einem „Eigentlich nicht“ oder „Ich bin mir nicht sicher“. Auch ein „Bitte nicht böse sein“ ist jetzt überhaupt nicht angebracht und lässt Sie nicht unbedingt in einem guten Licht dastehen.

G für Grund

Damit Kollegen und Vorgesetzte die Ablehnung verstehen und nachvollziehen können, sollte jetzt eine Begründung folgen. Erläutern Sie kurz, warum es tatsächlich überhaupt nicht möglich ist, eine bestimmte Aufgabe bis morgen früh zu erledigen. Ein Beispiel: „Ich muss heute noch die dringende Abrechnung erledigen und werde daher die zusätzliche Aufgabe nicht schaffen.“ Bei der Begründung ist es natürlich wichtig, bei der Wahrheit zu bleiben und nicht eine Ausrede zu erfinden, weil man schlichtweg keine Lust dazu hat.

A für Alternative
Damit das Gespräch zum Abschluss wieder eine positive Richtung erhält, bieten Sie bestenfalls noch eine Alternative an, wie „Heute schaffe ich es zwar nicht, aber ab morgen Mittag kann ich mich der Aufgabe mit vollem Einsatz widmen.“ So eine Aussage verdeutlicht, dass man grundsätzlich gerne geholfen hätte und zudem nach einer Lösung sucht. Möglich kann es auch sein, dem Fragestellenden eine andere Hilfestellung anzubieten. „Du findest alle Daten zu dem Projekt in Ordner XY. Ich kann dir gerne zeigen, wie du ihn findest.“

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