Kamera Videokonferenz

Videokonferenzen gehören zu unserem beruflichen Alltag (fast) schon selbstverständlich dazu. Die virtuellen Meetings ermöglichen persönliche Zusammenkünfte, auch wenn sich die Teilnehmenden an ganz unterschiedlichen Orten aufhalten. Aber wie sieht es eigentlich mit der Videoübertragung aus? Soll die Kamera auf jeden Fall eingeschaltet sein, um virtuelle Nähe zu schaffen? Oder ist es auch legitim, nur mit einem anonymen schwarzen Bild teilzunehmen? Dieser Ratgeber zeigt die wichtigen Pro- und Contra-Argumente auf.

Gibt es eine Kamera-Pflicht im Arbeitsalltag?

Ein klar definiertes Gesetz dazu, dass Angestellte während eines beruflichen Videocalls die Kamera einschalten müssen oder andersherum diese ausgeschaltet lassen dürfen, gibt es (noch) nicht. Rechtliche Rahmenbedingungen bestehen jedoch schon. Nimmt der Mitarbeitende zum Beispiel von seinem Büroarbeitsplatz an einem Meeting teil, kann sich der Arbeitgeber auf sein Weisungsrecht berufen und darauf drängen, dass die Bildübertragung aktiviert wird. Schließlich hätte die virtuelle Zusammenkunft genauso gut als Präsenzveranstaltung stattfinden können.

Etwas schwieriger wird es im Homeoffice: Hier könnte sich ein Angestellter theoretisch auf einen Eingriff in seine Persönlichkeitsrechte berufen, wenn man im Hintergrund einen Teil der Wohnung und der persönlichen Gegenstände sieht. Besteht jedoch die technische Möglichkeit, den Background unkenntlich zu machen beziehungsweise einen neuen virtuellen Hintergrund zu aktivieren, ist die Anordnung einer Videoübertragung auch in den eigenen vier Wänden rechtens. Grundsätzlich nicht zulässig ist dagegen die Aufzeichnung einer virtuellen Konferenz, sofern nicht alle Teilnehmenden explizit zugestimmt haben.

Pro: Gründe, warum die Webcam laufen sollte

Es gibt mehrere gute Argumente, die dafür sprechen, die Kamera einzuschalten. Auf der Pro-Seite stehen diese Gründe:

Sinn einer Videokonferenz
Bereits die Bezeichnung Videokonferenz legt ihren eigentlichen Sinn und Zweck nahe: ein Treffen, das per Video und damit einer Live-Bildübertragung stattfindet. Werden dagegen nur akustische Signale ohne Bild übertragen, würde streng genommen auch eine Telefonkonferenz ausreichen.

Persönliche Atmosphäre
Wenn man alle Teilnehmenden am Bildschirm sehen kann, dann erzeugt das eine gewisse persönliche Atmosphäre und virtuelle Nähe. Auf diese Weise bekommen die Gesprächspartner im wahrsten Wortsinn ein Gesicht und man trifft sich nicht mehr anonym. Das schafft Verbindung und Verbindlichkeit, was die Kommunikation häufig einfacher macht.

Erleichterte Kommunikation
Ein Gespräch lebt auch durch die Gestik und Mimik der Personen. Meist unbewusst erkennen wir Stimmungen, Emotionen und Meinungen viel besser, wenn wir die Person sehen und beobachten können, wie sie beispielsweise auf Gesagtes reagiert, ohne dass sie sich dabei über die Sprache äußert.

Höhere Aufmerksamkeit
Wenn wir wissen, dass andere Menschen uns sehen können, dann richten wir unsere Aufmerksamkeit mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließlich auf das virtuelle Meeting und zeigen uns interessiert und ganz bei der Sache. Zwischendurch noch schnell die E-Mails checken, eine WhatsApp schreiben oder gar den Haushalt machen, ist bei eingeschalteter Kamera nämlich definitiv nicht drin.

Mehr Wertschätzung
Wer selbst das Wort hat, zum Beispiel bei einem Vortrag, und dabei nur auf anonyme schwarze Fenster blickt, wird wahrscheinlich schnell nachvollziehen können, welche Rolle das Thema Wertschätzung in diesem Zusammenhang spielt. Es ist schließlich eine Frage des Respekts, seinem „Gegenüber“ aktiv zuzuhören. Und dazu gehört es auch, die Kamera einzuschalten und sich selbst zu zeigen.

Keine Privatveranstaltung
An einer Konferenz im Büro würde wahrscheinlich niemand in Jogginghose und mit ungewaschenen Haaren teilnehmen. Gleiches sollte für einen Videocall gelten: Hierbei handelt es sich schließlich genauso um eine berufliche Veranstaltung, bei der daher auch ein gewisser Dresscode selbstverständlich sein sollte. Und wer sich schon adrett kleidet, kann die Kamera auch einfach einschalten.

Contra: Argumente, warum die Kamera nicht laufen muss

Auf der anderen Seite gibt es aber auch einige Contra-Argumente, die gegen eine Live-Bildübertragung sprechen. Das sind:

Umweltbelastung reduzieren
Dass eine Videokonferenz eine ganze Menge CO2 produziert, ist vielen Menschen wahrscheinlich gar nicht bewusst. Wer bei eingeschalteter Kamera an einer Videoschalte teilnimmt, erzeugt bis zu 1000 Gramm Kohlenstoffdioxid. Ohne Kamera würde die Menge dagegen deutlich geringer ausfallen. Man trägt daher zumindest einen kleinen Teil zum Klimaschutz bei, wenn man ohne Live-Bild virtuell tagt.

Höhere Produktivität
Laut einer Studie arbeiten Menschen effektiver und produktiver, je weniger visuelle Reize es gibt. Ergo: Wird man nicht von den Gesichtern seiner Kollegen abgelenkt, arbeitet man konzentrierter und aufmerksamer. Dieses Argument zählt natürlich nur, wenn während des Meetings auch tatsächlich etwas erarbeitet wird und man nicht nur zuhören muss.

Mehr Komfort
Wenn wir die Kamera nicht einschalten, dann spricht nichts dagegen, wenn wir es uns auf dem Sofa oder sogar im Bett bequem machen und in entspannter Position einem Vortrag lauschen. Auf diese Weise steht man beim Zuhören unter deutlich weniger Anspannung und hat in der Folge mehr Energie für die Arbeit.

Zeitersparnis

Wer die Kamera ausgeschaltet lässt, kann Zeit einsparen. Das ist zumindest dann möglich, wenn man sich daheim befindet. Schließlich ist es hier nicht notwendig, sich erst „in Schale“ zu schmeißen. Auch dem Styling müssen wir jetzt weniger Aufmerksamkeit schenken.

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