Der Vorgesetzte? Die Frau? Oder die älteste Person? Die Frage, wer zuerst durch die Tür gehen darf und wer sie wem aufhält, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Wenn es um den Vortritt geht, gelten im privaten Bereich sogar andere Benimm-Regeln als im beruflichen Umfeld.
Wer öffnet die Tür?
Müssen mehrere Personen durch eine Tür, dann öffnet entweder der Rangniedere oder der Gastgeber den anderen die Tür. Wird diese aufgedrückt (und nicht aufgezogen), geht diese Person zunächst durch die Tür und hält sie den Nachfolgenden auf. Bei gleichrangigen Kollegen gibt es keine feste Regel: Hier wird vielmehr situativ entschieden, wer die höfliche Geste übernimmt. Angeraten ist das zum Beispiel für diejenigen, die vorne gehen. Bei mehreren Türen spricht nichts dagegen, wenn sich die Kollegen abwechseln beziehungsweise sich im wahrsten Wortsinn die Klinke in die Hand drücken.
Ladies first? Gilt das heute noch?
Den Frauen den Vortritt zu lassen, war lange Zeit eine goldene Regel, die heute zwar noch in vielen Köpfen verankert, aber nicht mehr unbedingt zeitgemäß ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich eine Frau dennoch darüber freuen, wenn ihr der Partner ganz gentlemanlike die Tür aufhält. Im beruflichen Kontext wird diese Geste von Männern aber definitiv nicht mehr verlangt. Hier gilt: Der ranghöhere Mann entscheidet, ob er zuerst gehen möchte oder doch der Frau den Vortritt gibt. Wenn er nach der alten Schule die Option „Ladies first“ wählt, dann sollte die Frau sein Angebot dankend und ohne einen belehrenden Kommentar annehmen.
Sonderfall Aufzug: Wer geht zuerst rein, wer zuerst raus?
Auch beim Fahrstuhl gilt: Der Gast oder die ranghöhere Person darf diesen zuerst betreten. Gleichzeitig wird er von dieser Person auch als Erstes wieder verlassen. Letztere Regel macht allerdings nur unter der Voraussetzung Sinn, dass der Aufzug groß genug ist. Ansonsten steigt die Person zuerst aus, die am nächsten an der Tür steht.
Auf der Treppe: Wer geht vor bei treppauf und treppab?
Wenn es um Höflichkeitsformen beim Treppensteigen geht, sollten im geschäftlichen Kontext die Ranghöheren (unabhängig vom Geschlecht) immer die sicherere Position haben. Um diese Personen vor einem möglichen Sturz zu bewahren, geht man beim Aufstieg der Treppe hinter ihnen und beim Abstieg vor ihnen. Bei einer breiten Treppe nimmt der Rangniedere bestenfalls den Platz rechts von der Person ein.
Jetzt wird’s kompliziert: Die Begrüßung
Wer im beruflichen Umfeld zuerst begrüßt wird, hängt von der Personenkonstellation ab. Hier die wichtigsten Regeln:
- Die ranghöchste Person wird betriebsintern zuerst begrüßt.
- Sind Gäste und Kunden anwesend, haben diese auch dann Vorrang, wenn der Chef anwesend ist.
- Ladies first gilt nur unter der Voraussetzung, dass es sich um Kollegen handelt, die in etwa im gleichen Alter sind und einen ähnlichen Rang im Unternehmen haben.
- Älteren Mitarbeiter schüttelt man vor den jüngeren die Hand.
Tipp: Es kommt niemals gut an, andere auf mögliche Fehler im Begrüßungskodex hinzuweisen. So wäre es ein großer Fauxpas, eine bereits ausgestreckte Hand offensichtlich abzuweisen, wenn diese Person noch nicht an der Reihe ist.
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