Wenn Sie ausgerechnet an Wochenenden oder bei Urlaubsbeginn krank werden, könnten Sie zu der Personengruppe gehören, die unter „Leisure Sickness“ (Freizeitkrankheit) leiden. Laut einer aktuellen Studie im Auftrag der IUBH (Internationale Hochschule Bad Honnef – Bonn) hat fast jeder fünfte Deutsche mit diesem Phänomen zu kämpfen.
Das versteht man unter Leisure Sickness
Endlich ist das Wochenende oder der lang ersehnte Urlaub da und statt in der Hängematte zu relaxen, müssen Sie erstmal das Bett hüten. Kurz nachdem Sie Ihren Arbeitscomputer ausgeschaltet haben, machen sich bereits erste Krankheitssymptome breit, deren Ursachen Sie nicht einordnen können. Der Kopf dröhnt, im Hals kratzt es, die Nase läuft oder die Glieder fühlen sich auf einmal schwer an. Tritt dieses Phänomen bei Ihnen regelmäßig auf, sollten Sie die so genannte Freizeitkrankheit oder Ferienkrankheit als „Wurzel allen Übels“ in Betracht ziehen.
Erstmalig wurde Leisure Sickness im Jahre 2001 von niederländischen Psychologen beschrieben. Im Grunde hängt die Krankheit nicht mit einem konkreten Krankheitsbild oder Krankheitsverlauf zusammen, sondern eher mit dem Zeitpunkt, an dem sie auftritt. Dass die Freizeitkrankheit unter Experten umstritten ist, liegt auch daran, dass eine Abgrenzung zu anderen Gesundheitsproblemen schwierig ist. Um andere Ursachen sicher zu filtern, sollten Sie Ihren Gesundheitszustand genau beobachten und protokollieren, wie Sie sich an den Wochenenden oder zu Beginn eines Urlaubs fühlen.
Ad-hoc würde man vermuten, dass insbesondere Führungskräfte aufgrund eines hohen Stresslevels häufig krank werden, obwohl die Entspannung so nah ist. Die oben genannte Studie kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass alle Berufsgruppen betroffen sind.
Stress und Anspannung als Hauptauslöser der Freizeitkrankheit
Der moderne Berufsalltag ist gekennzeichnet von Hektik, Terminen und einer Informationsflut. In dieser Arbeitswelt fällt es vielen Arbeitnehmern schwer, in ihrer Freizeit abzuschalten und die beruflichen Probleme zu vergessen. Es geht sogar soweit, dass einige ein so überhöhtes Verantwortungsgefühl gegenüber ihrem Arbeitgeber an den Tag legen, dass in der freien Zeit Schuldgefühle entstehen. So bleibt das Firmenhandy auch am Wochenende oder im Urlaub an, was sicherlich zu weiterem Stress führt – dieses Mal jedoch mit der Familie.
In der aktuellen Studie wird auch davon berichtet, dass Betroffene Überstunden in Kauf nehmen und ihre Freizeit für das Unternehmen opfern. Außerdem wurde herausgefunden, dass „Freizeitkranke“ häufiger über einen schlechten Schlaf klagen. Warum der Stress nicht sofort krank macht, sondern erst zu Beginn einer potenziellen Erholungsphase, könnte daran liegen, dass Stresshormone die natürliche Reaktion des Körpers für eine Weile unterdrücken. Erst wenn sich der Stress legt, kommen die Symptome zum Vorschein.
So können Sie der Ferienkrankheit vorbeugen
Es scheint sehr viel an der Einstellung zum Job zu liegen, ob wir für Leisure Sickness empfänglich sind oder nicht. Wenn Sie das Phänomen an sich selbst festgestellt haben – ggf. auch in Zusammenarbeit mit Ihren Familienangehörigen und engsten Vertrauten – sollten Sie Ihren Alltag ändern.
Hier einige Tipps:
- Ernähren Sie sich gesund und legen Sie häufiger mal eine Pause ein, in der Sie nicht an die Arbeit denken.
- Bewegen Sie sich und halten Sie sich körperlich in Schwung. Sport ist ein sehr guter Stresskiller!
- Machen Sie einen längeren Jahresurlaub. Erst nach ca. 12 Tagen hat der Körper alle Stresshormone abgebaut.
- Erkennen Sie an, dass der Job nicht das wichtigste im Leben ist und unterlassen Sie das Streben nach Perfektionismus.
- Beginnen Sie schon zwei, drei Tage vor dem Urlaub damit, das Stressniveau zu senken.
- Konzentrieren Sie sich auf gelungene Projekte im Arbeitsleben und nicht auf Dinge, die liegengeblieben sind.
- Schalten Sie Ihr Firmenhandy am Wochenende und im Urlaub aus und beenden Sie die ständige Erreichbarkeit.
- Denken Sie über einen Jobwechsel nach.
Und noch ein genereller Tipp für alle, die im Urlaub krank werden: Sichern Sie sich Ihre Urlaubstage, indem Sie Ihrem Arbeitgeber ein Attest vorlegen.
Leiden Sie selbst unter Leisure Sickness oder möchten sonstige Erfahrungen zum Thema beisteuern? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar!
Bildquelle: olku / 123RF Lizenzfreie Bilder
Kommentarfunktion ist geschlossen.