Ein paar Monate oder länger aus dem Job auszusteigen – das klingt verlockend. Doch obwohl mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer davon träumt, für längere Zeit den Alltag hinter sich zu lassen, schätzen Experten, dass nur etwa drei Prozent tatsächlich eine längere Auszeit nehmen. Und die meisten, die sich ein sogenanntes Sabbatjahr gönnen, gehen nicht etwa auf eine Weltreise, sondern nutzen die Zeit für einen Hausbau, Zeit mit der Familie, Weiterbildung oder die Pflege kranker Angehöriger, konstatiert Elke Pohl, Autorin des Ratgebers „Sabbatical – so gewinnen alle“. Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern mittlerweile Möglichkeiten für ein Sabbatjahr an. Eine Auszeit wird in der Regel aber nur dann befürwortet, wenn diese rechtzeitig und sorgfältig geplant wurde.

 

Vorteile eines temporären Ausstiegs

Da es keinen Rechtsanspruch auf eine Pause vom Job gibt, sollten Sie gute Argumente sammeln, um Ihren Vorgesetzten von Ihrem Plan zu überzeugen, denn die Vorbehalte sind oft groß. Dazu gehören zum Beispiel die Störung des Betriebsalltags oder Mehrarbeit für die Kollegen. Es gilt also, den Nutzen, den das Unternehmen von einem Sabbatical hat, bei der Argumentation in den Vordergrund zu stellen. Überzeugen Sie Ihren Chef davon, dass Ihre Motivation nach der Auszeit viel größer sein wird als vorher, dass eine Weiterbildung auch dem Unternehmen zugute kommt, und dass eine unbezahlte oder durch einen vorherigen Gehaltsverzicht finanzierte Pause Kosten für das Unternehmen einspart. Zur Überzeugungsarbeit gehört auch, dass Sie sich Gedanken über Ihre Vertretung sowie die Verteilung Ihrer Aufgaben machen. Denn Ihr Vorgesetzter sollte Ihnen glauben, dass es nicht ausschließlich um Ihre Selbstverwirklichung geht, sondern dass Sie auch die Interessen des Unternehmens im Blick haben.

 

Welches Modell soll es denn sein?

Ein Sabbatical ist weder von Ihrer noch von Arbeitgeberseite von „Jetzt auf Gleich“ umsetzbar. Deshalb sollten Sie eine entsprechend lange Vorbereitungszeit einplanen und vor allem genau wissen, was Sie wollen. Geht es nur um einen Monat Sonderurlaub, oder möchten Sie ein ganzes Jahr aussteigen? Können Sie sich in der Zeit selbst finanzieren, oder verzichten Sie im Vorfeld auf einen Teil Ihres Gehalts? Auch Teilzeitverträge bieten Ihnen eine Möglichkeit für die Auszeit, indem Sie beispielsweise einen Arbeitsvertrag über 30 Stunden abschließen, tatsächlich aber drei Jahre lang in Absprache mit ihrem Arbeitgeber eine 40-Stunden-Woche ableisten. Die so angesparten Überstunden ermöglichen es Ihnen, im vierten Jahr bei gleich bleibenden Bezügen ein Sabbatical zu nehmen.
Ganz wichtig: Sobald Sie mehr als vier Wochen unbezahlten Urlaub nehmen, müssen Sie sich selbst um Ihre Sozialversicherungen kümmern. Klären Sie außerdem unbedingt die Modalitäten Ihrer Rückkehr und schließen Sie am besten einen sogenannten Sabbatical-Vertrag ab. Ist eine solche Vereinbarung getroffen, kann der Arbeitgeber das bereits genehmigte Sabbatjahr nicht wieder zurücknehmen. Da er allerdings Ihre Arbeit nach der Rückkehr frei bestimmen kann, solange sie zumutbar und vergleichbar ist, können Sie eventuell auf eine andere Position versetzt werden. Sie haben also keine Garantie auf Ihren alten Job. Für diesen Fall sollten Sie sicherheitshalber eine Abfindungsvereinbarung treffen. Im Zweifel lohnt es sich, einen Fachanwalt für Arbeitsrecht zu kontaktieren.

 

Die Vorbereitung

Legen Sie konkret fest, was Sie in der Auszeit machen wollen. Denn wenn Sie nur vage Vorstellungen davon haben, was Sie erreichen möchten, besteht die Gefahr, dass Sie sich einfach nur treiben lassen. Wenn es um ein bestimmtes Projekt oder eine längere Reise geht: Welche Informationen benötigen Sie? Gibt es dafür Ansprechpartner oder Organisationen, die Ihnen weiterhelfen können? Welche Anschaffungen benötigen Sie für Ihren Plan? Gibt es Gesundheitsgefährdungen, gegen die Sie sich schützen müssen, zum Beispiel durch Impfungen oder eine verbesserte Fitness? Wenn Sie Familie haben, sollten Sie diese umfangreich in Ihre Planungen einbeziehen: Sind alle einverstanden, wenn Sie eine Zeit lang aussteigen? Kommt Ihr Partner mit, falls Sie ins Ausland gehen? Wer kümmert sich dann um Ihre Finanzen, Ihre Wohnung oder Ihr Haus und Ihre Post?

 

Zusätzlich Geld verdienen während des Sabbaticals?

Beziehen Sie während der Auszeit von Ihrem Arbeitgeber Leistungen, gelten dieselben Regelungen wie immer. Sie müssen Ihren Arbeitgeber also über Nebentätigkeiten informieren und ein Wettbewerbsverbot beachten. Eventuell benötigen Sie eine zweite Lohnsteuerkarte. Bei einem Job im Ausland sollten Sie sich über die länderspezifischen Regelungen erkunden, zum Beispiel Work & Travel. Sie können auch im Rahmen eines ehrenamtlichen Engagements Kost und Logis erhalten und so Kosten einzusparen.

Umfangreiche Informationen für verschiedene Branchen, die unterschiedlichen Auszeitmodelle und rechtliche Hintergründe sowie die optimale Planung finden Sie bei sabbatjahr.org.

 

Sind Sie bereits für eine gewisse Zeit aus dem Beruf ausgestiegen und haben weitere Tipps für die Vorbereitung? Dann freue ich mich auf Ihr Feedback. Außerdem interessieren mich Ihre Erfahrungen während des Sabbatjahrs: Was hat Ihnen die Zeit gebracht – menschlich und beruflich?

 

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