Wer den Ernst des Lebens noch etwas warten lassen will, gerade in der beruflichen Findungsphase ist oder die Zeit vor dem Studium sinnvoll nutzen möchte, findet in einem Freiwilligendienst die perfekte Übergangslösung – und kann sich in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich engagieren.
Freiwillig engagieren: Warum sollte ich das tun?
Natürlich spielt auch das gute Gefühl, etwas Gutes zu tun, häufig eine Rolle. Meist sind es aber mehrere weitere Beweggründe, die dazu beitragen, sich in einem bestimmten Bereich (fast ohne Bezahlung) zu engagieren. So bieten die Freiwilligendienste die gute Möglichkeit
- erste berufliche Erfahrungen zu sammeln.
- eine Lücke im Lebenslauf zu füllen.
- Orientierung und Inspirationen zu erhalten, ob ein bestimmter Beruf der richtige ist.
- die Wartezeit auf einen Studienplatz sinnvoll zu nutzen.
- soziales Engagement als Soft Skill bei potenziellen Arbeitgebern vorzuweisen.
- einfach mal etwas ganz anderes als zuvor zu machen.
- eine Arbeitslosigkeit zu umgehen.
- neue soziale Kompetenzen zu erhalten.
- praktische Erfahrung zu sammeln.
Das Angebot: Jugend- und Bundesfreiwilligendienst
Anders als bei einem Ehrenamt in einem Verein oder bei einer Institution, das man nach Feierabend noch on top und nebenbei erledigt, sind die Freiwilligendienste mit einem Vollzeitjob vergleichbar. Man unterscheidet zwischen
- dem Bundesfreiwilligendienst
- den Jugendfreiwilligendiensten mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) & dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ)
Während es das Freiwillige Soziale Jahr bereits seit mehreren Jahrzehnten gibt – es wurde im Jahr 1954 vom Diakonischen Werk eingeführt – ist der Bundesfreiwilligendienst eine relativ neue „Erfindung“: Er gilt als Ersatz für den Zivildienst, der viele Jahre eine Alternative zum verpflichtenden Wehrdienst war. Eingeführt wurde der Bundesfreiwilligendienst im Jahr 2011.
Beide Freiwilligendienste haben festgelegte und einheitliche Rahmenbedingungen, die sich nur unwesentlich voneinander unterscheiden. Das sind die wichtigsten Fakten und Voraussetzungen:
- das Alter
Sich engagieren können alle Personen, die ihre allgemeine Schulpflicht erfüllt haben und mindestens 16 Jahre alt sind. Während beim Freiwilligen Sozialen / Ökologischen Jahr spätestens ab einem Alter von 27 Schluss ist, steht das Bundesfreiwilligenjahr für Männer und Frauen jeden Alters offen.
- der Beginn und die Dauer
Die Freiwilligendienste beginnen meist jeweils zum 1. September. Nach Absprache kann ein Einstieg zu einem anderen Zeitpunkt möglich sein. Die übliche Dauer beträgt zwölf Monate. Je nach Bereich und Absprache sind auch kürzere und längere Dienste in einem zeitlichen Rahmen von sechs bis 18 Monaten möglich. In Ausnahmefällen dauert ein Freiwilligendienst zwei Jahre.
- die Arbeitszeit
Als FSJler und Bundesfreiwilliger arbeitet man in der Regel Vollzeit und damit 38,5 Stunden pro Woche. Bei einem nachgewiesenen „berechtigten“ Interesse besteht alternativ auch die Möglichkeit, das freiwillige Jahr in Teilzeit mit 20 Stunden pro Woche zu absolvieren.
Die Möglichkeiten: Wie kann ich mich engagieren?
Habe ich Spaß daran, mit Kids zu spielen oder liegt mir eher die Arbeit mit Senioren? Vielleicht ist ja auch die Pflege von Tieren genau mein Ding? Oder interessiere ich mich eher für die Flora und Fauna im Wald? Unter Umständen ist auch der kulturelle Bereich das Richtige für mich? Wer auf der Suche nach einem Freiwilligendienst ist, hat die große Auswahl.
Ein Engagement ist dabei in folgenden Bereichen möglich:
- in Sozialeinrichtungen: Dazu gehören Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen, Einrichtungen der Geflüchtetenhilfe, Rettungsdienste oder Sozialdienste.
- in Kinder- und Jugendeinrichtungen: Der Freiwilligendienst ist unter anderem in einer Kita, in der Schule und in der Jugendarbeit möglich.
- im Umwelt- und Naturschutzbereich: Anlaufstellen sind zum Beispiel Forstämter, Naturparks sowie Umwelt- und Naturverbände.
- im Bereich Sport: Einen Platz bieten zum Beispiel Sportvereine und Freizeiteinrichtungen an.
- Kultureinrichtungen: Kulturell Interessierte finden Angebote in Museen, Galerien, Theatern oder Kulturvereinen.
Wer auf der Suche nach einem Platz ist, fragt bei der Wunscheinrichtung einfach mal nach und bewirbt sich dann. Eine Liste mit freien Plätzen für den Bundesfreiwilligendienst gibt es zudem unter www.bundesfreiwilligendienst.de/bundesfreiwilligendienst/platz-einsatzstellensuche.
Hinweis: Der Jugendfreiwilligendienst kann auch im Ausland als „Internationaler Jugendfreiwilligendienst“ (IJFD) absolviert werden. Während ihrer Arbeit im Ausland erhalten die jungen Menschen eine pädagogische Begleitung.
Freiwillig und wirklich umsonst? Das erhält man beim Freiwilligendienst
Mit einer „richtigen“ Entlohnung sollte man bei einem Freiwilligendienst nicht rechnen. Den Engagierten steht lediglich ein sogenanntes Taschengeld zur Verfügung. Dieses beträgt höchstens 453 Euro pro Monat (Stand 2024). Beim Internationalen Jugendfreiwilligendienst fällt die Entlohnung mit maximal 350 Euro etwas geringer aus. Dieser Betrag ist steuerfrei. Zusätzlich kann der Arbeitgeber bei Bedarf eine Unterkunft, die Verpflegung und/ oder Geldersatzleistungen zur Verfügung stellen.
Wer einen Freiwilligendienst absolviert, zahlt keine Beiträge für die Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung, genießt aber dennoch Versicherungsschutz: Die Kosten für die gesetzliche Sozialversicherung (auch inklusive einer Unfall- und Arbeitslosenversicherung) zahlt zu 100 Prozent der Träger beziehungsweise der Arbeitgeber. Die Zeit des Freiwilligenjahres wird auf die spätere Rente angerechnet. Übrigens: Der Kindergeldanspruch bleibt während der Freiwilligenzeit erhalten.
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