Während die einen frühmorgens bereits topfit in den Tag starten, laufen die anderen erst mit viel Anlauf und mindestens genauso viel Kaffee warm. Dafür sind diese Menschen aber dann noch aktiv, wenn andere längst die Beine hochlegen. Die innere Uhr gibt vor, zu welchen Tageszeiten wir am produktivsten sind. Wie schön wäre es doch, wenn wir unseren Arbeitsalltag genau danach ausrichten könnten!
Was ist Chronoworking?
Auch wenn der Begriff als kreative Wortschöpfung aus dem griechischen Begriff „Chrono“ für Zeit und dem englischen „Working“ (Arbeiten) noch wenig bekannt ist, ist es das Phänomen selbst eigentlich nicht. Chronoworking zielt darauf ab, den eigenen Biorhythmus beziehungsweise die innere Uhr auf die Arbeitszeiten anzupassen.
Mit der seit Jahrzehnten in vielen Unternehmen etablierten Gleitzeit haben Angestellte häufig die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit flexibler zu gestalten. In der Regel ist hierbei jedoch ein zeitlicher Rahmen von zwei bis maximal drei Stunden vorgegeben. So liegt der Arbeitsbeginn häufig zum Beispiel zwischen 6 und 9 Uhr morgens. Je nach Aufgabengebiet und Beruf haben Mitarbeitende in einigen Branchen aber auch die Möglichkeit, in einem größeren zeitlichen Spielraum oder sogar komplett ohne feste Arbeitszeiten ihre Aufgaben zu erledigen.
Im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung an flexiblen Arbeitsmodellen und daran anschließend der Work-Life-Balance auf der einen Seite und einem immer höheren Leistungsdruck auf der anderen Seite rückt das Chronoworking wieder verstärkt in den Fokus: Denn wer genau zu „seiner“ Zeit am Schreibtisch sitzt, arbeitet einerseits besser und schneller und bringt dementsprechend effektivere Ergebnisse. Andererseits ist man ausgeglichener und zufriedener und in der Folge weniger anfällig für Krankheiten.
Welcher Chronotyp bin ich?
Um sich Chronoworking zunutze zu machen, gilt es zunächst herauszufinden, zu welcher Kategorie man gehört. Grob unterschieden werden dabei folgende Chronotypen:
- Morgentyp „Lerche“
- Die sogenannten Early Birds laufen direkt nach dem Aufstehen, spätestens aber nach der ersten Morgenroutine zu Höchstform auf. Sie arbeiten in den frühen und ersten Stunden ihres Arbeitstages besonders effektiv und produktiv. Im Laufe des Tages lässt die Konzentration nach.
- Die „Lerchen“ sind häufig sehr strukturierte und organisierte Menschen, die feste Schlafgewohnheiten haben und diese auch brauchen.
- Abendtyp „Eule“
- Ganz anders sieht es bei den „Nachteulen“ aus. Nicht selten handelt es sich um kreative Menschen, die sich in festen Strukturen unwohl fühlen und sich auch nur ungern dort hineinpressen lassen. Abendtypen brauchen morgens sehr lange, um wach und fit zu werden und schlafen auch gerne aus.
- Zu Höchstform laufen diese Menschen erst zu späterer Stunde auf. Kein Problem haben sie damit, auch mal eine Nachtschicht einzulegen und sogar ganze Nächte durchzuarbeiten.
- Neutraltyp
- Neutraltypen, die sogenannten „In-Betweeners“, lassen sich nicht eindeutig einem Typ zuordnen, sondern sie liegen irgendwo dazwischen. Diese Menschen können sich so anpassen, dass sie sowohl morgens als auch abends in der Lage sind, effektiv zu arbeiten. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie an einem Tag problemlos 16 Stunden konzentriert volle Leistung erbringen. Gemeint ist vielmehr die Flexibilität, sich auf verschiedene und wechselnde Arbeitszeiten einzustellen.
Voraussetzungen für den Erfolg der Arbeit „zur richtigen Zeit“
Damit es mit dem Chronoworking klappt, geht es natürlich nicht ohne den passenden Job dazu. Im Einzelhandel, in der Gastronomie und im produzierenden Gewerbe dürfte es eher schwierig werden, den eigenen Biorhythmus mit den Arbeitszeiten in Einklang zu bringen. In Bürojobs sieht es dagegen häufig anders aus. Bietet der Arbeitgeber grundsätzlich die Option, zeitlich flexibel zu arbeiten, ist die wichtigste Voraussetzungen erfüllt.
In einem nächsten Schritt geht es an die privaten Rahmenbedingungen: Denn wer beispielsweise ein bestimmtes Hobby oder Ehrenamt ausübt, ist meist zeitlich etwas eingegrenzt und kann nicht mehr unbedingt so arbeiten, wie es am besten passt. Gleiches gilt für Berufstätige mit Kindern: Vor allem die Schulzeiten, Arzttermine und Freizeitbeschäftigungen der Kids geben hier eine feste Tagesstruktur vor.
Darüber hinaus trägt auch das berufliche Umfeld einen Teil dazu bei, ob Chronoworking gelingt. Wer beispielsweise erst am Nachmittag anfängt zu arbeiten, der riskiert, Kollegen, Kunden und Geschäftspartner nicht mehr zu erreichen oder andersherum für die anderen nicht mehr erreichbar zu sein. Schwierig wird es zudem, wenn sich das Team beispielsweise jeden Morgen um 9 Uhr zum kurzen Meeting trifft. Die Flexibilität hat daher häufig ihre Grenzen.
Eine gute Kommunikation und Absprachen untereinander sind daher immer wesentlich, damit Chronoworking funktionieren kann. Kompliziert wird es für diejenigen, die komplett ihre eigenen Bedürfnisse durchsetzen wollen. Mit Kompromissen und Zugeständnissen und der „goldenen Mitte“ wird es dagegen meist einfacher – vor allem dann, wenn verschiedene Chronotypen zusammenarbeiten und die Gefahr besteht, dass die inneren Uhren kollidieren.
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