Fake Work

Sie saßen den ganzen Tag am Schreibtisch, haben vielleicht einige Stunden in Meetings verbracht, viele E-Mails geschrieben und fühlen sich dennoch, als hätten Sie nichts geleistet? Dann könnten Sie von Fake Work betroffen sein. Die Scheinarbeit fühlt sich zwar wie echte Arbeit an, hat aber keinen Einfluss auf die Geschäftsergebnisse.

Wie Sie Fake Work erkennen und vermeiden, erklärt der folgende Artikel.

Fake Work fühlt sich wie Arbeit an, ist es aber nicht

Der Begriff Fake Work geht auf ein im Jahr 2009 veröffentlichtes Buch von Brent D. Peterson und Gaylan W. Nielson zurück. Als Fake Work oder Scheinarbeit bezeichnen die Autoren Arbeit, die keinerlei Einfluss auf die strategischen Ziele eines Unternehmens und auf dessen Geschäftsergebnisse hat.

Fake Work ist weit verbreitet. Einer Slack-Studie zufolge verwenden Arbeitnehmer in Deutschland rund 30 Prozent ihrer Arbeitszeit für unproduktive Aufgaben. Grund dafür ist keineswegs persönliche Faulheit. Die Beschäftigten versuchen durchaus, ihr Bestes zu geben, bekommen aber sinnlose Tätigkeiten zugewiesen.

Von Fake Work betroffen sind vor allem Branchen, bei denen sich erst nach längerer Zeit zeigt, welchen Einfluss die Arbeit des Einzelnen auf den Unternehmenserfolg hat. Dazu gehören Führungskräfte im Büro und Wissensarbeiter.

Typische Beispiele für Fake Work

Typische Beispiele für die Scheinarbeit umfassen unter anderem:

  1. Sinnlose Meetings: Eine Studie der AKAD Unversity in Stuttgart kommt zu dem Ergebnis, dass die befragten Führungskräfte 19 Prozent ihrer Arbeitszeit in Meetings verbringen. Bei einer 40-Stunden-Woche entspricht das 7:36 Stunden. Viele Meetings verlaufen ergebnislos oder dauern länger, als sie müssten.
  2. Zu viele E-Mails schreiben: In derselben Studie geben 70 Prozent der Befragten an, sich eine Stunde am Tag mit dem Beantworten von E-Mails zu beschäftigen. Jeder sechste Befragte verbringt mehr als vier Stunden am Tag mit dem Schreiben von E-Mails.
  3. Delegierbare Routinetätigkeiten: In einer Umfrage aus dem Jahr 2017 wollte die Gesellschaft für Wissensmanagement wissen, wie viel Prozent der Arbeitszeit Wissensarbeiter und Führungskräfte mit Routinetätigkeiten verbringen, die delegiert oder automatisiert werden können. Die Antwort: 36 Prozent.

Fake Work führt zu Problemen im Unternehmen

Für Unternehmen bedeutet die Scheinarbeit unter anderem, dass die Produktivität leidet. Projekte brauchen mehr Zeit, bis sie abgeschlossen werden. Arbeiten, die eigentlich von einer Person erledigt werden könnten, werden auf mehrere Mitarbeiter verteilt. Das kostet Zeit, Ressourcen und Geld.

Auch für Mitarbeiter hat Fake Work Nachteile:

  • Sie müssen wichtige Aufgaben für nicht zielführende Besprechungen, E-Mails und Telefongespräche unterbrechen.
  • Sie verlieren den Blick auf die Unternehmensziele und treffen eventuell schlechtere Entscheidungen.
  • Sie verlieren an Motivation, da ihre Arbeit keine greifbaren Ergebnisse erbringt.

Fake Work bleibt meist lange unerkannt

Eine große Gefahr von Fake Work besteht darin, dass sie lange unerkannt bleibt. Dieses Risiko hat sich im Laufe der Corona-Pandemie und der Auslagerung von Bürojobs ins Homeoffice noch erhöht.

Das liegt nur in seltenen Fällen daran, dass Mitarbeiter bewusst mit Scheinarbeit Produktivität vortäuschen. Vielmehr verlieren sie sich in kleinen, unbedeutenden Aufgaben und versäumen, Routinetätigkeiten zu delegieren.

Die Chance, bei der Scheinarbeit ertappt zu werden, ist relativ gering. Meist geht die Führungsetage nämlich mit schlechtem Beispiel voran: Der Chef setzt sinnlose Meetings fest, verlangt kleinteilige Berichte mit Zwischenergebnissen oder erledigt unwichtige Aufgaben selbst, statt sie abzugeben. Die Beschäftigten orientieren sich an diesem Verhalten.

Fake Work vermeiden – so gelingt es

Setzt sich Fake Work im Arbeitsalltag durch, liegt das meist an einer Unternehmenskultur, die Produktivität nicht richtig versteht.

Mit einigen Tipps lässt sich jedoch Abhilfe schaffen:

  • Unternehmensziele festlegen und an Mitarbeiter kommunizieren
  • Aufgaben an Unternehmenszielen ausrichten
  • Ziele für Meetings und Besprechungen festlegen
  • Aufgaben und Verantwortlichkeiten eindeutig verteilen
  • Leistung sichtbar machen, etwa durch Zeit- und Projektzeiterfassung

Können Mitarbeiter besser einschätzen, welchen Beitrag sie zum Geschäftserfolg leisten, lässt sich Fake Work vermeiden. Eine wichtige Grundlage ist eine offene Kommunikationskultur, in der Beschäftigte Fake Work melden können.

Urheber des Titelbildes: itchaznong/ 123RF Standard-Bild