Eine Frau arbeitet draußen mit einem Laptop

Lange war Work-Life-Balance das allerorten beschworene Ideal in Bezug auf das Verhältnis von Arbeit und Privatleben. Doch inzwischen wird das Konzept in der Praxis immer stärker durch das sogenannte Work-Life-Blending verdrängt. Wir erklären, was das ist und welche Vor- und Nachteile das Arbeitskonzept mit sich bringt.

Was ist Work-Life-Blending?

Unter Work-Life-Blending versteht man eine Verschmelzung von Arbeits- und Privatleben. Beide Bereiche gehen zunehmend stark ineinander über, strikte Grenzen gibt es im Grunde nicht mehr. Das soll vor allem für mehr Flexibilität mit Blick auf Arbeitszeit und -Ort sorgen und ist besonders unter Arbeitnehmern aus der Generation Y (Generation der zwischen 1980 und 1995 Geborenen) ein überaus beliebtes Arbeitskonzept.

Die Idee: Dank moderner Technik wie Laptop, Smartphone und Co. kann im Grunde immer und überall gearbeitet werden. Ob eine Präsentation morgens am Schreibtisch oder mittags im Café angefertigt wird, ist unerheblich – außer natürlich, es besteht eine entsprechende Deadline. Das Ergebnis steht im Fokus.

Dafür können auf der anderen Seite auch eigentlich private Dinge wie Termine oder Erledigungen in die Arbeitszeit wandern. Zwar ist die mit dem Arbeitgeber vereinbarte Gesamtarbeitszeit einzuhalten, doch wie genau diese eingeteilt wird, bleibt zunehmend dem Angestellten überlassen. Das hat Vor-, aber auch Nachteile:

Vorteile von Work-Life-Blending

Eine derartige Flexibilität hat einige Vorteile für Arbeitnehmer:

  1. Für private Erledigungen muss nicht extra Urlaub beantragt werden, Termine können im Tagesverlauf dazwischengeschoben werden.
  2. Das Ergebnis steht im Fokus, nicht die Präsenzzeit in der Firma.
  3. Ist mal weniger zu tun, muss die Zeit nicht sinnlos in der Firma abgesessen werden. Stattdessen können Arbeitnehmer in diesem Fall früher gehen und dafür bei anderer Gelegenheit länger bleiben.
  4. Es kann im Grunde überall gearbeitet werden, die Anwesenheit im Büro ist nicht mehr zwingend erforderlich, Stichwort: Homeoffice.

Auch das Thema Vertrauensarbeitszeit gehört mit in den Bereich des Work-Life-Blendings. Hier vertrauen Arbeitgeber darauf, dass ihre Angestellten tatsächlich die vereinbarte Wochen- oder Monatsarbeitszeit erbringen, ohne dies akribisch zu kontrollieren. In Kombination mit dem frei wählbaren Arbeitsort erhöht diese verstärkte Möglichkeit zur Selbstbestimmung bei vielen Mitarbeitern die Motivation. Oft wird in produktiven Phasen umso effektiver gearbeitet.

Nachteile von Work-Life-Blending

So verlockend das alles auch klingen mag, kann Work-Life-Blending durchaus einige Nachteile mit sich bringen, vor allem für Arbeitnehmer, weniger für Arbeitgeber.

  1. Die ständige Erreichbarkeit sorgt für Stress.
  2. Arbeitnehmer laufen Gefahr, deutlich mehr zu arbeiten, als sie eigentlich müssten.
  3. Die gedankliche Distanz zum Job schwindet, abschalten wird dadurch auch in der Freizeit schwieriger.
  4. Private Beziehungen können durch die ständige Überlappung von Arbeit und Freizeit leiden.

Damit Work-Life-Blending funktioniert, müssen Arbeitnehmer darauf achten, das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit auch wirklich zu halten. Heißt: Es sollte nicht nur Arbeit in der Freizeit erledigt werden, sondern tatsächlich auch Privates während der Arbeitszeit. Wo fast nur noch gearbeitet und sich kaum noch erholt wird, leidet auf kurz oder lang die Gesundheit.

Arbeitgeber wiederum müssen ihrerseits darauf achten, dass sich die flexiblere Arbeit nicht negativ auf ihre Angestellten auswirkt. Sie stehen weiterhin in der Fürsorgepflicht. Besonders wichtig: Bei den Mitarbeitern darf unter keinen Umständen der (gefühlte) Zwang entstehen, bis zur Erschöpfung arbeiten zu müssen. Dafür sind vor allem klare Absprachen und eine gute Organisation nötig.

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