Unsortierte Sammlung von gebrauchten Briefmarken (USA).

Vor über 180 Jahren erblickte die erste Briefmarke das Licht der Welt. Die „One Penny Black“ wurde Anfang Mai 1840 im Vereinigten Königreich herausgegeben. Sie war damit das nach außen und für alle sichtbare Zeichen für die Reformierung und Vereinfachung des Postwesens.

Seit der Einführung der Briefmarke wurden schon viele Abgesänge auf sie verfasst. Auch wenn die Deutsche Post plant, Briefmarken mit Hilfe einer App zu ersetzen, sind wir ziemlich sicher, dass die guten alten Postwertzeichen weiterhin präsent bleiben werden.

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Mit unserer kleinen Artikelserie möchten wir die Briefmarke würdigen, denn sie ist sehr viel mehr als ein Zahlungsmittel zur Beförderung von Briefen und Postkarten. Im ersten Teil unserer Serie schauen wir uns an, wie das Postwesen ohne Briefmarke aussah und wie es genau zu ihrer Einführung kam.

Das deutsche Postwesen vor der Einführung der Briefmarke (1849)

Bei der Post geht es im Wesentlichen um die Übermittlung von schriftlichen Nachrichten. Im Mittelalter stammten diese fast ausschließlich aus den Federn von Vertretern der Kirche, des Militärs – und später – des Handels. Private Briefe wurden kaum geschrieben, und wenn, dann von Mitgliedern des Adels. Kein Wunder, denn im „gemeinen Volk“ hatte fast niemand das Privileg, Lesen und Schreiben lernen zu dürfen. Es gab auch Regionen, in denen der private Briefverkehr schlichtweg untersagt wurde.

Maximilian I. führte ein Beförderungssystem ein, bei dem die Post von Reitern überbracht wurde. Pferde wurden an Poststationen gewechselt, so dass bereits im 16. Jahrhundert eine Reichweite von ca. 160 Kilometer pro Tag möglich war. 1505 wurde das erste neuzeitliche Postunternehmen gegründet. Es basiert auf einem Vertrag zwischen Philipp dem Schönen und Franz von Taxis. In den folgenden Jahrzehnten kamen viele Poststationen hinzu, so dass der Posttransport immer schneller möglich war.

Dem Hause Taxis fiel 1597 sogar das Monopol für die Beförderung der Post zu. Und das lag daran, dass Rudolf II. das Postwesen zum kaiserlichen Hoheitsrecht erklärte (sogenanntes Postregal) und das Recht der Gründung und den Betrieb von Posteinrichtungen auf die Familie Taxis (ab 1650 Thurn und Taxis) übertrug. Damit legten die Generalpostmeister den Grundstein für ihren Reichtum und stiegen zugleich in den Hochadel auf. Die Ära der Thurn und Taxis in der Postwirtschaft endete nach dem Sieg Preußens und seiner Verbündeter nach dem Deutschen Krieg im Jahre 1866.

Vorläufer der ersten Briefmarke

Schon fast zwei Jahrhunderte vor der Herausgabe der „One Penny Black“ kam man in Paris auf ein briefmarkenähnliches Prinzip. Statt einer Marke wurde ein Gebührenstreifen aus Papier am Brief befestigt. Dieser musste jedoch nicht aufgeklebt, sondern mit einer Klammer befestigt werden. Es konnte kein geeigneter Klebstoff gefunden werden, daher blieb der Gebührenstreifen nur eine kurze Episode in der Geschichte der Briefmarke.

1680 entwickelten britische Kaufleute ein System für die lokale Beförderung von Briefen in London. Für die Freimachung wurden Stempel verwendet. Die Idee war überaus erfolgreich und hätte sicherlich das Zeug gehabt, auch in anderen Regionen zu funktionieren. Die Erfolgsgeschichte endete jedoch nach nur zwei Jahren abrupt, weil sie das Postmonopol des Dukes of York gefährdete.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielten in einigen Städten auch sogenannte Stadtkuverts eine Rolle. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Art Briefmarke, die bereits auf den Umschlag gedruckt worden war. Vielleicht war dieses System auch schon einen Schritt zu weit gedacht, zumindest konnte es sich nicht lange etablieren. Dafür sorgte natürlich auch die Erfindung der Briefmarke …

Porto zahlt der Absender

Sir Rowland Hill, ein ehemaliger Lehrer, veröffentlichte 1837 eine Schrift mit dem Titel „Post office reform“. Darin sprach er sich für eine umfassende Reform des englischen Postwesens aus. Im selben Jahr entwickelte er auch die Idee für eine Portoquittung bzw. Briefmarke. Es wird jedoch vermutet, dass sich der „Vater der Briefmarke“ von den Ideen eines Slowenen und eines Schotten „inspirieren“ ließ.

Eine wesentliche Forderung seiner Schrift bestand darin, landesweit einen einheitlichen – und günstigeren – Portosatz einzuführen, der sich am Gewicht des Briefes orientierte und nicht an der Beförderungsstrecke. Das führte zu einer enormen Vereinfachung des Beförderungssystems und sorgte darüber hinaus dafür, dass es sich auch Normalsterbliche leisten konnten, Briefe zu versenden.

Anders als zuvor in England üblich, sollte das Porto nicht mehr vom Empfänger, sondern vom Absender bezahlt werden. Die Reformvorschläge wurden in ein Gesetz gegossen, das 1840 in Kraft trat. Am 1. Mai 1840 wurde schließlich die erste Briefmarke zum Aufkleben herausgegeben. Auf der „One Penny Black“ befindet sich auf schwarzem Hintergrund ein Porträt der Königin Victoria.

In Deutschland dauert es fast noch ein Jahrzehnt bis zur Einführung von Briefmarken. 1849 gab das Königreich Bayern den Schwarzen Einser heraus. Ein Jahr später gaben auch andere deutsche Staaten Briefmarken heraus. Durch die Einführung der Briefmarke wurde das Schreiben privater Briefe immer beliebter.

Und es geschah noch etwas, womit wahrscheinlich auch Rowland Hill nicht gerechnet hat … Briefmarken wurden zu Sammelobjekten, für die teilweise enorme Summen gezahlt wurden und werden. Über dieses Thema berichten wir im zweiten Teil unserer Artikelserie: „Faszination Briefmarke (Teil 2): Über Gestaltung und Philatelie“.

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