Digitale Kompetenz

Digitale Kompetenz ist eine wichtige Schlüsselkompetenz für die Karriere. Unternehmen können auf Beschäftigte mit ausgeprägten digitalen Kenntnissen und Fähigkeiten nicht verzichten, wenn sie im internationalen Wettbewerb bestehen wollen.

Was man überhaupt unter dem Begriff digitale Kompetenz versteht und wie Sie Ihre digitalen Fähigkeiten schulen können, zeigen wir Ihnen hier.

Was versteht man unter digitaler Kompetenz?

Das Schlagwort digitale Kompetenz bezeichnet das Verständnis für Abläufe und Techniken in einer zunehmend digitalisierten Welt. In diesen Bereich gehört zum Beispiel das Wissen über die Funktionsweise von digitalen Geräten und Services, über die aktuelle Gesetzgebung zu Datenschutz und Urheberrecht und über die Gefahren, welche die Vernetzung digitaler Geräte mit sich bringen kann.

Dem europäischen Referenzrahmen für Schlüsselkompetenzen zufolge setzt sich digitale Kompetenz aus fünf verschiedenen Kompetenzbereichen zusammen:

  1. Information: Informationen suchen, sammeln, organisieren, auswerten und einordnen
  2. Kommunikation: digitale Kommunikationskanäle und Hilfsmittel nutzen, Datenressourcen teilen, interkulturelles Bewusstsein schaffen
  3. Inhalte erzeugen: Texte, Fotos, Videos, etc. mit digitalen Medien erstellen, verändern und teilen
  4. Sicherheit und Datenschutz: Sicherheitsmaßnahmen anwenden, die Privatsphäre und Identität schützen
  5. Problemlösungskompetenz: digitale Produkte einsetzen, um effiziente und kreative Lösungsansätze zu entwickeln

Digitale Kompetenz im Büro

Im Unternehmen ist digitale Kompetenz längst nicht mehr nur in der IT-Abteilung gefragt. Wer im Büro arbeitet, muss mit den gängigen MS-Office-Programmen umgehen, die firmeninternen Kommunikationskanäle und das Intranet bedienen und cloudbasierte Datenspeicher verwenden können.

Eine ausgeprägte digitale Kompetenz ist unter anderem in den folgenden Bereichen von Bedeutung:

  1. Human Ressources und Recruiting: Mitarbeitende in der HR-Abteilung müssen wissen, wie sie geeignete Bewerber online ansprechen, welche digitalen Kanäle sich für die Bewerbersuche eignen und wie sie Informationen zu den Bewerbern erfassen und auswerten.
  2. Marketing: Wer im Marketing arbeitet, muss digitale Inhalte ausarbeiten und wissen, wie sich das Unternehmen auf der eigenen Website sowie in sozialen Medien positiv präsentieren lässt. Weiterhin erforderlich sind SEO-Kenntnisse, um das eigene Angebot gut in den Suchmaschinenergebnissen zu platzieren.
  3. Vertrieb: Der Vertrieb muss zum Beispiel wissen, wie sich Kunden- und Produktdaten auf möglichst einfache Weise digital erfassen und auswerten lassen.
  4. Rechtsabteilung: Die Rechtsabteilung muss in Sachen Datenschutz und Urheberrecht auf dem laufenden Stand sein.

Digitale Kompetenz in Deutschland: Es besteht Nachholbedarf

Wie ist es nun um die digitale Kompetenz in Deutschland bestellt? Wie verschiedene Studien belegen, besteht hierzulande großer Nachholbedarf.

Das bidt-Digitalbarometer.international hat etwa die digitale Kompetenz in sieben europäischen Ländern verglichen. Deutschland erzielt 55 von 100 möglichen Punkten und liegt zusammen mit Spanien auf dem letzten Rang. Der erste Platz geht an Finnland mit 63 Punkten.

Die Untersuchung zeigt auch, dass digitale Kenntnisse und Fähigkeiten in Deutschland stärker von soziokulturellen Strukturen abhängen, als das in anderen Ländern der Fall ist. Die digitale Kluft zwischen den Generationen und Geschlechtern ist hier besonders stark ausgeprägt: Deutsche über 65 Jahre weisen die geringste digitale Kompetenz im europäischen Vergleich auf. Auch einkommensschwache Personen und Frauen bleiben hinter den entsprechenden Personengruppen aus den Vergleichsländern zurück.

Die digitalen Fähigkeiten von Erwerbstätigen sind in Deutschland ebenfalls vergleichsweise gering ausgeprägt. Zudem beurteilen die Befragten das Angebot an Fort- und Weiterbildungen zum Thema eher schlecht.

Bereits deutschen Schülern mangelt es an digitaler Kompetenz

Dass es bereits deutschen Schüler an computerbezogenen Fähigkeiten mangelt, hat sich während der COVID-19-Pandemie gezeigt. Während der Lockdown-bedingten Schulschließungen wurde der Unterricht über digitale Medien fortgeführt. Beim Distanzunterricht traten die Defizite bei den digitalen Fähigkeiten des Lehrpersonals und der Schüler ans Tageslicht.

Eine im Jahr 2022 veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass diese Defizite stark mit dem sozioökonomischen Hintergrund der Schüler zusammenhängen. Schüler mit Migrationshintergrund sowie Kinder und Jugendliche mit erwerbslosen Eltern weisen demnach eine besonders geringe digitale Kompetenz auf. Der Schulunterricht allein kann diesen Rückstand nicht ausgleichen.

Wie ist es um Ihre digitale Kompetenz bestellt?

Die gute Nachricht: Rund vier von fünf Personen in Deutschland stärken ihre digitalen Kompetenzen und Fähigkeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Initiative „Digital für alle“ unter 1.002 Teilnehmern ab 16 Jahren. Die meisten schulen ihre digitalen Kompetenzen, indem sie selbst Neues ausprobieren und aus Fehlern lernen (71 Prozent). 68 Prozent der Befragten lassen sich digitale Kenntnisse von Freunden, Bekannten oder Familienmitgliedern beibringen. Themenspezifische Seminare und Schulungen besuchen 35 Prozent, 16 Prozent lesen Fachmedien und Blogs.

Möchten Sie herausfinden, wie es um Ihre eigene digitale Kompetenz bestellt ist? Das gelingt zum Beispiel mit dem von der Europäischen Union herausgegebenen Online-Test, der auf der Website europa.eu zur Verfügung steht.

Um Ihre digitalen Kenntnisse und Fähigkeiten auszubauen, können Sie zunächst das Fort- und Weiterbildungsangebot Ihres Arbeitgebers nutzen. Besteht ein solches firmeninternes Angebot noch nicht, können Sie unter Umständen externe Seminare und Workshops durch Ihren Arbeitgeber finanzieren lassen.

Über mögliche Programme informiert die Initiative „Digital für alle“. Jedes Jahr im Juni veranstaltet die Initiative zudem den sogenannten Digitaltag mit Workshops, Seminaren, Dialogveranstaltungen und anderen Formaten zum Thema.

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