Gut 85 Prozent des Berufslebens verbringt ein durchschnittlicher Büroarbeitnehmer sitzend. Die Folge: Jeder Zweite klagt über Rücken-, Schulter- oder Nackenbeschwerden. Die Ursache ist meist ein falsch eingestellter Tisch und Stuhl, ein reflektierender Bildschirm oder ein dunkles, schlecht gelüftetes Büro. Hier stimmt die Ergonomie nicht! Der Begriff stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Worten „ergon“ („Arbeit“) und „nomos“ („Gesetz“) zusammen. Die ergonomische Lehre verfolgt das Ziel, Arbeitsplatz und -umgebung optimal an den Einzelnen anzupassen.

Zur Umsetzung muss ein Fachmann her: Udo Wolf ist Sportwissenschaftler bei Otto aktiv.net. Er analysiert die Tätigkeitsfelder und Arbeitsplätze von Arbeitnehmern und entwickelt individuelle Ergonomie-Konzepte.

Dabei berücksichtigt er alle Komponenten eines Arbeitsplatzes, ausgehend von der Umgebung – Licht, Klima und Platzbedarf – über die Hardware – Bildschirm und Tastatur – bis hin zum Mobiliar. „Bei gesundheitlichen Problemen am Arbeitsplatz ist kein Aktionismus in Form von Einzelmaßnahmen gefragt“, sagt Wolf. „Es geht vielmehr um einen längerfristigen Prozess, in dem das gesamte Umfeld verbessert werden soll.“

Optimale Einrichtung und gute Haltung

Viele Maßnahmen sind ganz einfach umzusetzen: Wichtig ist eine optimale Sitzposition, bei der die Unterarme möglichst gerade auf dem Tisch aufliegen, so dass nicht sämtlicher Druck auf den Handgelenken lastet. Für eine gute Durchblutung der Beine empfiehlt Udo Wolf einen Winkel von leicht über 90 Grad. Dadurch wird das Becken aufgerichtet. Viele moderne Stühle unterstützen dieses Aufrichten des Beckens durch eine leicht nach vorne geneigte Sitzfläche. Der Stuhl sollte eine mitschwingende, anatomisch geformte Rückenlehne und eine Sitztiefenfederung für die Entlastung der Wirbelsäule haben. „An vielen Arbeitsplätzen stehen bereits sehr gute Schreibtisch und Bürostühle. Oft wissen die Mitarbeiter aber nicht, wie sie diese optimal auf ihre Bedürfnisse einstellen können“, weiß Udo Wolf. „Hier kann ein Ergonomie-Profi helfen.“

Der Computermonitor sollte so eingestellt sein, dass die oberste Bildschirmzeile unterhalb der Augenhöhe ist und so der Blick bei der Arbeit leicht nach unten geht. „Ob in künstlicher oder natürlicher Form, Licht darf niemals direkt auf den Monitor fallen“, sagt Wolf. „Fenster und Lampen müssen parallel zur Blickrichtung stehen. Hier hilft bereits eine Drehung des Schreibtisches.“ Mitarbeiter sollten außerdem nicht mit dem Rücken zur Tür sitzen, damit sie sich nicht erschrecken, sobald jemand hereinkommt. Der Ergonomiefachmann empfiehlt Arbeitgebern, ihre Mitarbeiter bei der Einrichtung des Büros ins Boot zu holen und im Zweifelsfall professionelle Unterstützung zu Rate zu ziehen. Bildschirmarbeiter dagegen sollten sich nicht davor scheuen, ihren Chef auf eventuelle Missstände am Sitzplatz hinzuweisen.

Die Praxis – aktiv gegen Rückenschmerzen

Für Rückenschmerzgeplagte hat Udo Wolf einige Übungen zusammengestellt, die neue Tatkraft bringen und sich ganz einfach im Büro durchführen lassen:

  • Versuchen Sie so viel Bewegung in Ihren Arbeitsalltag zu bringen, wie es geht. Stehen Sie so oft wie möglich auf. Telefonieren Sie im Stehen. Machen Sie in Ihren Pausen ein paar Schritte an der frischen Luft. Ihre Rückenmuskulatur wird es Ihnen danken.
  • Lassen Sie den Blick öfter einmal aus dem Fenster in die Weite schweifen. Die Augen werden so ganz einfach entspannt.
  • Recken und strecken Sie sich zwischendurch. Das richtet Sie wieder auf und regt die Atmung an.
  • Lassen Sie Ihre Schultern nach hinten kreisen, das lockert die gesamte Schulter- und Nackenmuskulatur.
  • Ist Ihr Nacken verspannt? Einfach mal die Schultern hochziehen und mit einer kräftigen Ausatmung bewusst fallen lassen.

Bevor ich mit meiner Bewegungsrunde anfange, habe ich noch einen Linkstipp für Sie: Der Ergonomiecampus listet diverse Links zum Thema Ergonomie auf.

Falls Sie sich für eine Ergonomieberatung am Arbeitsplatz interessieren, wenden Sie sich gern an meine Kollegen von Otto aktiv.net unter http://www.otto-aktiv.net.

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