Vor kurzem bin ich auf den Begriff „Design Thinking“ gestoßen. Die Bezeichnung beschreibt einen kreativen Prozess, um komplexe Probleme zu lösen und innovative Ideen für die Zukunft zu entwickeln. Dabei arbeitet ein Team gemeinsam eine Fragestellung aus, berücksichtigt die Bedürfnisse und Motivationen von Menschen, und erschafft dann Konzepte, die mehrfach geprüft werden. Das Ziel ist dabei, Lösungen zu finden, die aus Nutzersicht überzeugend sind. Das Verfahren beruht auf drei gleichwertigen Grundprinzipien: Team, Raum und Prozess. Im Zusammenhang damit bin ich auf das Buch „make space: How to Set the Stage for Creative Collaboration“ aufmerksam geworden, das sich im Wesentlichen mit zwei Fragen beschäftigt: Wie beeinflussen Möbel und Raumgestaltung unsere Zusammenarbeit, Kreativität, und Innovationskraft? Und wie könnte ein optimales Büro aussehen, in dem kreativer gearbeitet wird?

 

 

Ein kurzer Überblick über Design Thinking

Die Informatiker Terry Winograd, Larry Leifer und David Kelley entwickelten Design Thinking Anfang der 1990er-Jahre an der Stanford University und gründeten kurz darauf die Agentur IDEO, die mit dieser Methode sehr erfolgreich wurde. Beim Design Thinking sind Vielfalt und ein differenzierter Blick auf ein Thema erwünscht, deshalb bestehen Arbeitsteams immer aus Mitarbeitern unterschiedlicher Disziplinen. Als Inspirationsquelle ist der Raum von großer Bedeutung: Bei der Ideenfindung soll eine Art Spielwiese kreiert werden, das heißt eine Umgebung, die aus den Beteiligten kreative Ideen herauskitzeln kann. In der Praxis arbeitet ein Team nach einfachen Regeln, die eine offene kreative Atmosphäre ermöglichen. Dazu gehören unter anderem Leitsätze wie „Arbeite visuell“, „Fördere verrückte Ideen“ und „Baue auf den Ideen anderer auf“.

Design Thinking wird mittlerweile weltweit von großen Unternehmen in den verschiedensten Branchen angewendet und eignet sich auch sehr gut für kleine und mittelgroße Unternehmen. Informationen zu dem Thema finden Sie etwa bei der School of Design Thinking der Universität Potsdam.

 

 

Der Einfluss von Möbeln und Raumgestaltung

Der Frage, wie sich der Arbeitsraum auf die Innovationskraft auswirkt, sind die Autoren Scott Doorley und Scott Witthoft von der Design School der Stanford University in ihrem Buch „make space: How to Set the Stage for Creative Collaboration“ (Englisch, ISBN-10: 1118143728) nachgegangen. Sie kommen zu dem Schluss, dass Kreativität von der Gestaltung des Raums stimuliert und gesteuert wird. Je außergewöhnlicher ein Raum ist, desto kreativere Ideen können dort entstehen. In Unternehmen wird die positive Wirkung von Räumen auf die Kreativität und Innovationskraft der Mitarbeiter allerdings viel zu häufig unterschätzt. Dabei lassen sich gewöhnliche Büros schon mit geringem finanziellen und zeitlichen Aufwand in Kreativräume verwandeln.

 

Laut Doorley und Witthoft sind die Ideenfindung und der Ideenaustausch dynamische Prozesse zwischen den Beteiligten, die durch die Gestaltung der Räumlichkeiten erheblich gefördert werden können. Denn der Raum spiegelt die Kultur, das Verhalten und die Prioritäten der Anwesenden wider. Ein Büro kann demnach dazu genutzt werden, die Kultur und Gewohnheiten einer kreativen Gemeinschaft zu formen.

 

 

 

 

Kreative und flexible Arbeitsräume

Die Autoren beschäftigen sich im Buch mit der Möblierung der Räume und den dazu passenden Denkprozessen. Dabei geht es nicht darum, Büros neu oder komplett umzubauen. Bereits mit einfachen Möglichkeiten lässt sich aus einem „konventionellen Büro“ ein variabler Raum machen, der spontan an die Bedürfnisse des jeweiligen Projekts anpassbar ist: Whiteboards grenzen einzelne Bereiche provisorisch ab, Tische und Stellwände sind auf Rollen bewegbar. Wände und Oberflächen werden frei genutzt, um Gedanken zu visualisieren und Arbeitsergebnisse zu teilen. Regale mit bunten Materialien dienen dazu, Ideen schnell zu veranschaulichen und erlebbar zu machen. Denn eine beim Design Thinking häufig genutzte Technik ist die Visualisierung von Informationen.

 

Doorley und Witthoft geben einen Überblick über schnell zu erbauende und jederzeit wiederholbare Anordnungen wie das „Theater in the Round“. Dabei werden Stühle zu einem Hufeisen oder Kreis geformt, um interaktive Diskussionen anzustoßen, anstatt Präsentationen zu halten. Im Buch finden sich außerdem Tipps und Anleitungen, die dazu motivieren sollen, Möbel selbst zu bauen oder Räume umzugestalten. Dazu gehören einfache Elemente wie das „Z-Rack“, ein mobiler Kleiderständer, der mit einer beschreibbaren Fläche ausgestattet wird. Ein Kapitel erläutert die Auswirkung bestimmter räumlicher Eigenschaften auf Handlungen und Einstellungen der dort arbeitenden Menschen. Es geht vor allem um die Aufteilung des Raums, der Möbel sowie der Mitarbeiter. Außerdem erfährt der Leser, wie sich die Stimmung einer Gruppe im Raum durch Lichtanpassungen beeinflussen lässt.

 

Wie sich Design Thinking insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) praktisch anwenden lässt, erfahren Sie in einem Faktenblatt des RKW Kompetenzzentrums.

 

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Design Thinking gemacht und Ihre Arbeitsräume entsprechend gestaltet? Ich freue mich auf Ihr Feedback, Beispiele aus Ihrer Arbeitspraxis oder Tipps, was sich in einem „normalen“ Büro verbessern lässt, um mehr Kreativität aus den Mitarbeitern herauszukitzeln.

 

Urheber des Bildes: © Marco2811 – Fotolia.com