Nachname

Sitzt uns im Büro von heute auf morgen nicht mehr Peter Müller gegenüber, sondern Peter Schulze, ist das zunächst etwas ungewohnt. Meist dauert es aber nicht lange, bis wir nicht mehr über die Namensänderung des Kollegen stolpern. Auch wenn immer mehr Männer nach der Heirat den Namen ihrer Frau annehmen, sind sie nach wie vor die Ausnahme. Die Angst vor einem Karriereknick ist jedoch meist nur in ihren Köpfen verankert.

Die Fakten: Wer nimmt eigentlich welchen Namen nach der Hochzeit an?

Viele Jahrhunderte war es nicht nur selbstverständlich, sondern sogar gesetzlich vorgeschrieben, dass die Frau mit der Heirat ihren Namen abgab und den ihres Ehemannes trug. Der vermeintlich große Durchbruch kam erst im Jahr 1976, als im Rahmen der Ehereform das entsprechende Gesetz abgeschafft wurde. Es gab jedoch direkt eine Einschränkung: Die neue Regelung sah vor, dass der Geburtsname des Mannes weiterhin dann gewählt werden musste, wenn die künftigen Eheleute keine Einigung erzielen konnten. Seit dieser Reform sind fast 50 Jahre vergangen, wirklich viel verändert hat sich auch trotz zunehmender Gleichberechtigung in vielen anderen Bereichen beim Thema Namensänderung jedoch nicht.

Zwar wählen heute „nur“ noch etwa drei Viertel aller Paare den Nachnamen des Mannes als gemeinsamen Familiennamen, andersherum sind es jedoch lediglich 5 Prozent der Männer, die bewusst verzichten und den Namen ihrer Partnerin annehmen.

Und was ist mit dem doch durchaus großen Rest? Rund 12 Prozent der Paare behalten jeweils ihren bisherigen Familiennamen – das ist seit 1994 in Deutschland erlaubt. Als weitere Option entscheiden sich die verbleibenden 8 Prozent für einen Doppelnamen. Hier gibt es jedoch die Vorgabe, dass nur einer der beiden Partner einen Namen als Kombination beider Namen tragen kann darf.

Name ändern: Das spricht dafür und das dagegen

Lieber „Müller“ oder doch eher „Schulze“? Paare, die ihre Heirat planen, stehen immer vor der Frage, wer künftig eine neue Unterschrift üben und seine E-Mail-Signatur ändern muss. Dabei gibt es zunächst ganz praktische Argumente, die für oder gegen einen Namen sprechen. Das sind:

  • Einer der beiden Namen klingt schöner, ist eingängiger und harmoniert besser mit den jeweiligen Vornamen: Wer beispielsweise die Wahl hat, ob er lieber „Maik Hähnchen“ oder „Maik Kaiser“ heißen möchte, denkt wohl nicht lange nach.
  • Gibt es Kinder, die bereits vor der Ehe geboren wurden, sollen diese nicht ihren Namen wechseln müssen. Mutter oder Vater möchten zudem die namentliche Verbindung zu den Kindern aufrechterhalten.
  • Der Name ist der letzte in der Familientradition und würde durch dessen Aufgabe sonst verschwinden.
  • Der Nachname weist auf eine adelige Herkunft hin, die in einigen Bereichen Vorteile mit sich bringt.

Darüber hinaus gibt es weitere, emotional geprägte Argumente, die vor allem bei Männern aufgrund von traditionellen Rollenbildern gegen die eigene Namensänderung sprechen: So empfinden viele die Aufgabe ihres bisherigen Nachnamens immer noch als Zeichen von Schwäche und Unmännlichkeit. Die große Befürchtung ist bei ihnen zudem, dass die Karriere und das Ansehen im Job darunter leiden.

Aber auch Frauen haben zunehmend Bedenken, wenn es darum geht, ihren „Mädchennamen“ aufzugeben: So könne beispielsweise ihre Emanzipation einen Knacks bekommen, indem sie sich scheinbar unterordnen. Auch befürchten sie (ähnlich wie Männer) einen Identitätsverlust, wenn sie plötzlich nicht mehr Heger, sondern jetzt Stadler heißen.

Die Angst vor dem Karriere-Aus – ist sie begründet?

Ob eine Person gute Arbeit leistet, Führungsqualitäten aufweist oder einen guten Draht zu Kunden hat, steht in keinem Zusammenhang mit ihrem Nachnamen. Ein Name verändert weder die Persönlichkeit noch vermindert sie erworbenes Wissen. Diese Argumente sollte sich jeder Mann und jede Frau vor Augen führen, wenn er oder sie mit der Entscheidung konfrontiert ist.

Natürlich ist es niemals ganz auszuschließen, dass es Menschen gibt, die die Namensänderung nicht nachvollziehen können und vielleicht sogar mit dem Kopf schütteln, diese sind heute jedoch eher die Ausnahme. Dass diese Personen jedoch die Macht oder den Einfluss haben, der Karriere einen Riegel vorzuschieben, ist jedoch in den allerwenigsten Fällen realistisch. Andersherum sollte man sich vor Augen führen, dass ein bewusstes Abgeben des Namens sogar als Zeichen von Selbstbewusstsein und Stärke gewertet werden kann.

Insgesamt gibt es keine Zahlen und Fakten, die darauf hindeuten, dass eine Namensänderung ein Karrierekiller sein kann. Nach einer meist kurzen Umgewöhnungszeit für sich selbst und die anderen ist der große Schritt zudem meist wieder schnell vergessen.

Gut zu wissen: Wer sich mit seinem Namen im wahrsten Wortsinn bereits einen Namen gemacht hat, da er Musik, Texte, Bücher oder Filme publiziert hat, kann diesen weiterhin als Künstlernamen nutzen und eintragen lassen, rein formal aber den Nachnamen des Partners annehmen. Während man für die Öffentlichkeit ein „Tim Biermann“ bleibt, unterschreibt man seine Rechnungen nun jedoch mit „Tim Schütte“.

Den neuen Namen kommunizieren: So ist es richtig

Wer einen neuen Nachnamen angenommen hat, kommuniziert diesen am Arbeitsplatz bestenfalls direkt. Dabei sollten proaktiv nicht nur die Personalabteilung und der Vorgesetzte informiert werden, sondern alle Kollegen, Mitarbeiter und Kunden, mit denen man regelmäßig zu tun hat. Eine kurze Rundmail ist jetzt angebracht. Idealerweise verschickt man diese bereits von einem neu eingerichteten E-Mail-Account mit neuem Namen. Eine Weiterleitung der eingehenden E-Mails der alten Adresse sollte jetzt auf keinen Fall vergessen werden. Weiterhin ist es empfehlenswert, seine Signatur zu ändern und für eine gewisse Zeit den Zusatz „früher“ plus den ehemaligen Nachnamen mit anzuführen.

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