Floskeln Stellenausschreibung

Wer auf der Suche nach einem Job ist, wird ihnen in den Stellenausschreibungen immer wieder begegnen. Mit gut klingenden, aber meist nichtssagenden, teils auch mehrdeutigen Redewendungen möchten Unternehmen den Bewerbern ihre freie Stelle so schmackhaft wie möglich machen. Welche typischen Floskeln es in Stellenausschreibungen gibt und wann man hellhörig werden sollte, erfahren Sie hier.

Hat das Unternehmen wirklich was zu bieten?

Um Werbung in eigener Sache machen und die ausgeschriebene Stelle als Key Account Manager, Pressesprecher, Informatiker oder Consultant möglichst attraktiv klingen lassen (auch wenn sie das vielleicht gar nicht ist), stellen Unternehmen gerne ihre Vorzüge in der Stellenbeschreibung dar. Dabei verlieren sie sich gerne in Standardfloskeln, die alles und nichts aussagen. Dazu gehören Formulierungen, wie:

  • ein attraktives Gehalt: Ob ein Gehalt attraktiv ist, liegt im Auge des Betrachters. Hier können die Vorstellungen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer deutlich auseinandergehen. „Überdurchschnittliches“ Gehalt klingt da schon deutlich besser. Bestenfalls gibt es hier aber auch noch einen Hinweis darauf, über welchem Durchschnitt gezahlt wird.
  • ein angenehmes Betriebsklima: Hier darf die Frage erlaubt sein, was der Arbeitgeber mit angenehm meint? Denn an welchen Faktoren das Betriebsklima gemessen wird und was genau es auszeichnet, geht aus dieser Umschreibung nicht hervor.
  • ein eingespieltes Team: Mögliche Bedenken, dass es ein Neuling jetzt besonders schwer haben wird, sind bei dieser Floskel nicht ganz unberechtigt.
  • abwechslungsreiches und spannendes Aufgabengebiet: Natürlich könnte diese Formulierung bedeutet, dass den künftigen Angestellten herausfordernde Aufgaben erwarten, die ihm Spaß machen. Sie könnte aber auch suggerieren, dass man sehr viele Tätigkeiten hat, die sonst keiner machen möchte.
  • ein Traditionsbetrieb: Was positiv nach einem sicheren Arbeitsplatz klingen soll, kann zwischen den Zeilen aber auch bedeuten, dass neue Ideen und Vorschläge nicht erwünscht sind. Hinter einem „dynamischen, jungen Unternehmen“ könnten sich andersherum chaotische Zustände verbergen.
  • schnelle Aufstiegschancen: Vorsicht ist auch bei dieser Formulierung geboten. Sie mag unter Umständen darauf hindeuten, dass in dem Betrieb eine hohe Fluktuation oder ein extremer Personalengpass herrscht, da es kein Mitarbeiter dort lange aushält.

Diese (mehrdeutigen) Ansprüche stellen künftige Arbeitgeber

In jeder Stellenanzeige findet sich auch immer ein Anforderungsprofil an den künftigen Mitarbeiter. Während bei den Erwartungen an die Hard Skills in der Regel wenig Spielraum für Interpretation besteht, wird es bei den erwarteten Soft Skills schon schwieriger. Aufpassen sollten Bewerber zum Beispiel, wenn folgende Eigenschaften verlangt sind:

  • Begeisterungsfähigkeit: Das Risiko ist vorhanden, dass dieser Job so richtig langweilig ist.
  • Belastbarkeit: Bewerber können mit einem Job mit hohem Arbeitsaufkommen rechnen. Überstunden und ein enormer Zeitdruck sind hier möglicherweise an der Tagesordnung.
  • Zielstrebigkeit: Es ist nicht auszuschließen, dass an diesem Arbeitsplatz der Wettkampfgedanke zählt und den Mitarbeitern die Ellenbogenmentalität nicht fremd ist.
  • Teamfähigkeit: Gut möglich, dass sich hinter der geforderten Teamfähigkeit der Wunsch verbirgt, dass sich der neue Mitarbeiter einem bestehenden Team einfügt und seine eigenen Ideen nicht verlangt sind.
  • Eigenverantwortung: Bei diesem Job haben die Angestellten zwar eine Menge Freiheiten, es besteht allerdings auch das Risiko, dass sie für Fehler ganz allein geradestehen und diese ausbügeln müssen.

Natürlich muss sich hinter all diesen Formulierungen nicht unbedingt eine Floskel oder eine komplett andere Bedeutung verbergen. Die Aussagen können schließlich auch genau so gemeint sein, wie aufgeführt. Als Bewerber lohnt es sich daher, immer die Stellenausschreibung in ihrer Gesamtheit zu betrachten und sich über das Unternehmen noch vor einer Bewerbung genau zu informieren.

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