Um den neuen Traumjob zu bekommen, ist eine gelungene Bewerbung eine wichtige Voraussetzung. Bei der Frage, was diese auszeichnet, gehen die Antworten jedoch teilweise weit auseinander. Die Folge sind Missverständnisse und Irrtümer, die für Unsicherheit sorgen. Dieser Ratgeber zeigt, worauf es bei der Bewerbung ankommt, und räumt mit den hartnäckigsten Irrtümern auf.
Irrtum 1: Das Anschreiben ist der wichtigste Teil einer Bewerbung
Die Zeiten sind vorbei. Ein Großteil der Personaler schaut zuerst auf den Lebenslauf und entscheidet vor allem anhand der Vita, ob der Bewerber eine Chance hat. Es gibt sogar Unternehmen, die ganz bewusst auf ein Anschreiben verzichten. Wird die erste Seite jedoch nicht explizit ausgeschlossen, dann sollte sie auch immer Bestandteil Ihrer Bewerbung sein. Und: Auch wenn das Anschreiben im Ranking nicht mehr Platz eins einnimmt, bedeutet das nicht, sich bei der Erstellung weniger Mühe zu geben.
Irrtum 2: Je niedriger meine Gehaltsvorstellungen, desto besser sind meine Chancen
Auf keinen Fall. Wer extra tief stapelt und seine Gehaltsvorstellung sehr niedrig ansetzt, um andere Bewerber auszustechen, der riskiert, gar nicht erst in die engere Auswahl zu kommen. Eine zu geringe Gehaltsangabe wird nämlich schnell mit einem geringen Selbstbewusstsein, fehlenden Erfahrungen und mangelnden Kompetenzen in Verbindung gebracht. Andersherum sollte das Wunschgehalt natürlich auch nicht zu hoch angesetzt werden. Es lohnt sich daher, vorab gut zu recherchieren, welches Gehalt angemessen und realistisch wäre.
Irrtum 3: Ohne Foto habe ich keine Chance
Das muss nicht sein. Tatsächlich dürfen Unternehmen ein Foto gar nicht verlangen. Kein Bewerber muss gemäß Gleichbehandlungsgesetz zudem Angaben zur Religionszugehörigkeit, zum Alter, zum Geschlecht und zum Familienstand machen. Dementsprechend wird eine Bewerbung ohne Foto auch nicht nachteilig behandelt. In amerikanischen Unternehmen ist es sogar bereits gängiger Usus, sich „gesichtslos“ zu bewerben. In Deutschland sieht das jedoch noch etwas anders aus: Hier könnte man sich durchaus die Frage stellen, ob der Bewerber etwas zu verbergen hat. Nicht immer ist es dann vorteilhaft, wenn Personaler in den sozialen Medien nach einem Foto suchen. Machen Sie sich zudem bewusst, dass ein Foto von Ihnen andersherum auch einen guten Eindruck hinterlassen kann.
Irrtum 4: Das Motivationsschreiben ist die dritte Seite
Falsch. Wird in einer Stellenausschreibung ein Motivationsschreiben verlangt, müssen Sie nicht zusätzlich eine Abhandlung über Ihre Beweggründe für die Bewerbung auf einer separaten Seite schreiben. Die sogenannte dritte Seite ist heute nicht mehr üblich. Die Bezeichnung Motivationsschreiben wird heute vielmehr als Synonym zum Anschreiben verwendet. Wird es explizit verlangt, ist es natürlich empfehlenswert, die eigene Motivation für die Stelle hier ganz konkret anzugeben.
Irrtum 5: Je mehr Unterlagen ich mitschicke, desto besser
Stimmt nicht. Nach dem Motto „Viel hilft viel“ neigen Bewerber dazu, einen ganzen Stapel an Unterlagen mitzuschicken, um (nicht ohne Stolz) eindrücklich zu zeigen, was sie alles schon gemacht haben. Für Personaler gilt es dann, die Spreu vom Weizen zu trennen, sofern sie nicht von vornherein die Lust verlieren. Denn die Abiturnote von 1995 und der Nachweis über ein vor sechs Jahren besuchtes Seminar dürfte die wenigsten interessieren.
Ein bis zwei Tätigkeitsnachweise und bei Bedarf das Zeugnis des letzten Abschlusses sollten daher ausreichend sein. Fehlende Unterlagen nachzureichen, ist zudem in aller Regel problemlos möglich. Beachten Sie zudem unbedingt die maximale Datengröße, die viele Unternehmen vorgeben. Soll der Anhang nicht mehr als 5 Megabyte haben, dann wären auch schon 5,5 MB zu viel – und im schlimmsten Fall ein direktes Ausschlusskriterium.
Irrtum 6: Der Lebenslauf darf nicht länger als eine Seite lang sein
Das kommt auf die beruflichen Erfahrungen an. Wer frisch von der Schule oder der Universität kommt, für den sollte eine Seite Lebenslauf definitiv ausreichen. Steht man bereits mitten im beruflichen Leben, hatte schon einige Jobs und möchte auf weitere für die ausgeschriebene Stelle relevante Stationen und Skills hinweisen, dann darf die Vita auch durchaus länger werden. Für die Übersichtlichkeit ist zudem eine strukturierte, aber aufgelockerte Formatierung empfehlenswert, anstatt auf Krampf alle Informationen auf einer Seite unterzubringen.
Irrtum 7: Je mehr Bewerbungen ich verschicke, desto höher sind meine Erfolgschancen
Stimmt nicht. Wer inflationär viele Bewerbungen verschickt und darauf hofft, dass bei der riesigen Menge schon der richtige Job dabei ist, der kann sich auch schnell verkalkulieren. Bei Quantität statt Qualität ist das Risiko sogar groß, dass man am Ende überhaupt keine Stelle findet. Viel erfolgversprechender ist es, sich bei zwei bis drei Bewerbungen bei passenden Jobs Mühe zu geben und etwas Zeit zu investieren. Personaler erkennen schnell, ob man sich mit dem Unternehmen und der Stelle vorher beschäftigt hat.
Irrtum 8: Recruiter entscheiden nur anhand der Bewerbung, wen sie einladen
Das ist meist falsch. Zwar mag es Personaler geben, denen der Blick in die Bewerbungsunterlagen reicht, kommt ein Bewerber jedoch in die engere Auswahl, dann starten viele eine Suche im Netz nach der Person und schauen sich unter anderem die Social-Media-Einträge an. Wer auf Instagram, Facebook und Co. beispielsweise Fotos von wilden Partynächte postet oder gar eine extreme politische Einstellung teilt, der katapultiert sich schnell ins Aus, auch wenn die Bewerbung eigentlich einwandfrei ist.
Bevor Sie eine Bewerbung losschicken, checken Sie vorab nochmal genau, was Sie im World Wide Web alles von sich preisgeben und nehmen gegebenenfalls Anpassungen vor, indem Sie zum Beispiel persönliche Angaben bei Social Media nicht mit der Öffentlichkeit teilen.
Irrtum 9: Ohne Auslandserfahrung komme ich heute nicht mehr weit
New York, Rio, Tokio … natürlich ist es in aller Regel kein Nachteil, wenn man bereits einige Länder dieser Welt gesehen und im Ausland berufliche und/oder studentische Erfahrungen gesammelt hat. Auf der Pro-Seite stehen dabei vor allem die (wahrscheinlich) sehr guten Fremdsprachenkenntnisse. Dem Recruiter wird zudem signalisiert, dass die Person flexibel ist und auch vor großen Herausforderungen nicht zurückschreckt. Dennoch ist die Auslandserfahrung unterm Strich längst nicht bei allen Jobs wirklich relevant. Viel höher gewertet wird dagegen häufig die Praxiserfahrung.
Irrtum 10: Eine Unterschrift ist nicht mehr notwendig
Stimmt nicht. Zwar hat die Unterschrift heute nicht mehr den Stellenwert, den sie noch bei den analogen Bewerbungsmappen hatte. Hier bestätigte man auf „echtem“ Papier mit der eigenen Unterschrift die Richtigkeit der Angaben. Bei Online-Bewerbungen ist das heute nicht mehr zwingend nötig. Dennoch kommt ein mit einer digitalen Signatur unterschriebenes Anschreiben bei Personalern nach wie vor gut an und sorgt für eine persönliche Note, sodass sich der zusätzliche Aufwand durchaus lohnt.
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