Zu wenig Gehalt für zu viel Arbeit, ein übermäßiger Druck vom Chef oder ein schlechtes Arbeitsklima können Gründe für große Unzufriedenheit am Arbeitsplatz sein. Wenn Mitarbeitende diese lautstark äußern und sogar die Kündigung androhen, hat dieses Verhalten jetzt einen Namen: Loud Quitting.
Der Gegentrend zum Quiet Quitting: Was steckt dahinter?
Die sprachliche Gemeinsamkeit könnte bereits darauf hinweisen, dass Loud Quitting mit dem Quiet Quitting verwandt es. Und da laut und leise bekanntlich einen Gegensatz darstellen, liegt die Vermutung nahe, dass mit dem Loud Quitting (deutsch: lautes Aufhören) direkt ein Gegentrend in der Arbeitswelt ins Rollen gekommen ist.
Tatsächlich ist an dieser These etwas dran: Während Arbeitnehmende beim Quiet Quitting aufgrund ihrer eigenen Unzufriedenheit im Job nur noch das Nötigste tun und keinerlei Engagement mehr zeigen, machen die „lauten Aufhörer“ ihrem Unmut mit klaren Worten Luft und sorgen für Gesprächs- und nicht zuletzt Zündstoff.
Im Gegensatz zu den Quiet Quittern, die in der Regel bereits resigniert und innerlich gekündigt haben und keine wirkliche Verbesserung erwarten, steckt bei den lautstarken Nörglern häufig eine gewisse Taktik dahinter: Indem sie sich vehement für ihre Interessen einsetzen, erhoffen sie sich eine Verbesserung der Situation – zumindest aber gehört zu werden.
Nervige Querulanten oder schlaue Taktiker? Wer sind die lauten Kündiger?
Unter den Begriff Loud Quitting fallen Personen, die entweder
- ohne Rücksicht auf Verluste lautstark rebellieren, das eigene Missfallen öffentlich vor den Vorgesetzten, sogar den Kollegen und Kunden kundtun und sogar Drohungen aussprechen. Oberstes Ziel ist es, empfundene Ungerechtigkeiten zu äußern. Dass man dem Unternehmen damit Schaden zufügt, ist entweder gewollt oder spielt zumindest keine Rolle. Eine Kündigung sprechen diese Angestellten selbst aus, sie nehmen sie zumindest aber billigend in Kauf und warten nur darauf, eine zu erhalten.
- ODER laut Radau schlagen, um auf mögliche Missstände und verbesserungsbedürftige Situationen aufmerksam zu machen. Durch dieses Verhalten und das Eintreten der eigenen Arbeitsbedingungen erhoffen sich diese Mitarbeiter, Gehör bei den Vorgesetzten zu finden, um die eigene Situation zu verbessern – ganz gleich, ob durch Einschüchterung oder durch tatsächliches Verständnis auf der anderen Seite. Die angedrohte Kündigung ist dabei lediglich ein Mittel zum Zweck, um den Arbeitgeber unter Druck zu setzen.
Wie erfolgreich ist Loud Quitting?
Ob sich das laute Aufbegehren für die unzufriedenen Arbeitgeber unter dem Strich lohnt, ist vor allem eine Frage des Wie. Wer sich öffentlich gegen seinen Arbeitgeber stellt und diesen womöglich noch vor Kunden und Mitarbeitenden verunglimpft, sollte nicht erwarten, dass er eine Gehaltserhöhung, mehr Urlaub oder gar Anerkennung vom Chef erhält – wahrscheinlich droht jetzt sogar die Kündigung. Das Risiko ist demnach groß, mit dem Loud Quitting zu scheitern.
Wer es hingegen geschickter und etwas weniger konfrontativ angeht, hat jedoch gewisse Erfolgsaussichten. Vor allem in Branchen, in denen händeringend qualifiziertes Personal gesucht wird, dürfte es für Arbeitnehmer einfacher sein, auch mal den Mund aufzumachen. Hier einige Tipps, damit das Loud Quittung am Ende zum Erfolg führt:
- unter vier Augen: Wer seine Unzufriedenheit klar darstellen möchte, der tut dies zunächst in einem persönlichen Gespräch mit dem Vorgesetzten – dass Sie zu wenig Gehalt bekommen, geht die Kollegen oder gar die Öffentlichkeit schließlich nichts an.
- sachlich und höflich bleiben: Auch wenn der Ärger groß ist, sollten der Ton und die Wortwahl stets angemessen und sachlich bleiben. Lautstarke Vorwürfe und gar Beleidigungen sind nicht zielführend und zeugen zudem von wenig Respekt.
- andere reden lassen: Zum Loud Quitting gehört auch, zwischendurch mal zu schweigen und sich die Argumente der anderen Seite anzuhören.
- geduldig sein: Wer einmal den Mund aufmacht, muss nicht damit rechnen, dass seine offensives Verhalten sofort Tür und Tor öffnet und direkt eine Veränderung bewirkt. Hier gilt es vielmehr, sich in Geduld zu üben, konsequent zu bleiben und weitere Gespräche und Verhandlungen zu führen.
- Rückschläge einkalkulieren: Das Risiko, dass man auf taube Ohren stößt oder der Schuss sogar nach hinten losgeht, ist immer vorhanden und wird bestenfalls gedanklich eingeplant. Wer sich darauf einstellt, dass die Bemühungen auch erfolglos bleiben können, der fällt am Ende weniger tief, wenn es nicht klappt.
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