Steno

Im Vorzimmer des Chefs galt Stenografie viele Jahre als wichtiges Einstellungskriterium für Sekretärinnen. In allen Bereichen, bei denen schnelles Mitschreiben gefragt ist, kann die Kurzschrift sehr hilfreich sein, sofern man sie beherrscht. Heute ist Steno etwas aus der Mode gekommen, die Technik aber längst nicht veraltet – und immer noch genauso praktisch und hilfreich.

Was ist Stenografie?

Der Begriff Stenografie oder kurz Steno kommt aus dem Griechischen und bedeutet wortwörtlich übersetzt „Engschrift“ oder „enge Schrift“. Diese besondere Form der Schrift ist deutlich kürzer als unsere Handschrift mit der Aneinanderreihung der einzelnen Buchstaben und ermöglicht daher eine besonders schnelles Schreiben. Relevant ist dies vor allem dann, um gesprochene Sprache in Echtzeit mitzuschreiben.

Stenografie ist keine Erfindung des vergangenen Jahrhunderts: Erste Kurzschriften kamen bereits vor einigen tausend Jahren auf. Seitdem hat sich Steno stetig weiterentwickelt. In Deutschland verbreiteten sich Kurzschriften ab dem 17. Jahrhundert. Seit den 1920er Jahren gibt es eine Einheits-Kurzschrift, die in Varianten auch heute noch gelehrt wird.

Warum ist Steno kein alter Hut?

Während man mit normaler Handschrift maximal 40 Silben pro Minute schafft, sind es bei der sogenannten Verkehrsschrift (als Basis-Stenoschrift) bis zu 150 Silben. In der besonders stark abgekürzten Redeschrift schaffen Profis sogar bis zu 500 in der Minute. Mit der Stenografie ist es daher möglich, Wort für Wort originalgetreu und in Echtzeit mitzuschreiben.

Wer regelmäßig bei Gesprächen in Echtzeit mitschreiben muss, erlernt mit der Stenografie eine wesentliche Fähigkeit zur Arbeitserleichterung. Praktisch ist das Beherrschen der Schnellschrift zum Beispiel beim Protokollieren von Reden, zur Mitschrift von Telefonaten und Interviews sowie zur Dokumentation von Seminaren in Universitäten. Vom Erlernen der Kurzschrift profitieren dabei neben den Sekretären auch Journalisten, Parlaments- und Gerichtsschreibern und Studenten.

Welche Alternativen gibt es für das Stenografieren von Hand?

Als Alternative zur Stenografie können Sie auf Diktiergeräte zurückgreifen; auch Smartphones verfügen heute standardmäßig über diese Funktion. Zu beachten ist jedoch, dass man Ende ein zusätzlicher Arbeitsschritt eingeplant werden muss, da man sich die Aufnahme von vorne bis hinten nochmal anhören muss. Mit der Stenografie lässt sich dagegen eine deutliche Zeitersparnis erzielen.

Weniger zeitintensiv ist dagegen die Nutzung einer App, die Sprache in Text umwandelt. Bei dieser müssen jedoch die Rahmenbedingungen (Deutlichkeit der Aussprache, Hintergrundgeräusche und Sprechgeschwindigkeit) passen. Im professionellen Bereich kann daher eine weniger störanfällige, dafür auch nicht kostenlose Diktiersoftware die bessere Alternative sein.

Stenografie lernen – so klappt es

Von heute auf morgen und quasi über Nacht klappt es garantiert nicht. Auch wenn die Buchstaben noch so kurz sind, handelt es sich bei Stenografie um ein komplexes System, das erst erlernt werden will. Bedeutet: Man muss schon einiges an Zeit und Geduld und vor allem eine Menge Übung investieren, bis es beinahe intuitiv mit der Kurzschrift klappt.

Natürlich ist es möglich, sich die Stenografie autodidaktisch beizubringen. Online finden sich viele praktische Tipps zum Erlernen der besonderen Schriftform. Alternativ werden für Interessierte auch Seminare und Schulungen angeboten.

Das Prinzip der Kurzschrift: die wesentlichen Regeln

Auch wenn wir keinen Steno-Crashkurs geben können, haben wir als Orientierung hier die wesentlichen Grundregeln der Stenografie zusammengestellt:

  • Anstelle von Buchstaben werden Kürzel verwendet. Ersetzt werden ausschließlich Konsonanten, Vokale werden lediglich angedeutet.
  • Doppelte Buchstaben werden auf einen gekürzt. Hinzu kommen Abkürzungen für Buchstabengruppen, wie sch oder qu.
  • Die Steno-Buchstaben sind stark vereinfachte Zeichen und haben mit „normalen“ Buchstaben wenig gemeinsam.
  • Wie in der Grundschule benötigt man zum Erlernen der Kurzschrift vier Hilfslinien (Grundlinie, Oberlinie, Obergrenze und Untergrenze). Die einzelnen Kürzel müssen darauf entsprechend platziert werden.
  • Für besonders häufig verwendete Wörter gibt es systematische Kürzungen (zum Beispiel der, die, das, ich oder und).
  • Steno-Zeichen gibt es in drei Größen: klein, mittel und groß.
  • In der Stenografie gibt es keine Großbuchstaben.

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