Einen ganzen Tag in einem Seminar zu verbringen und lediglich zuzuhören, kann ganz schön anstrengend sein. Auch das Lesen des 250 Seiten starken Fachbuchs mag schnell zur Herausforderung werden. Und wenn wir ehrlich zu uns sind, bleibt am Ende trotz des großen Aufwands meist nur ein Bruchteil des Gelernten im Gedächtnis hängen. Microlearning kann bei minimalem Zeiteinsatz deutlich effektiver sein. Wir erklären, was es mit dem Lernen in kleinen Einheiten auf sich hat.
Was versteht man unter Microlearning?
Beim Microlearning, oder deutsch Mikrolernen, handelt es sich um eine Lernform, bei der Wissen in kurzen Blöcken in kompakter und komprimierter Form vermittelt wird. Die Lernsequenzen sind dabei sehr kurz. Sie dauern in der Regel maximal fünf bis zehn Minuten und können daher auch in alltägliche und berufliche Aktivitäten eingebaut werden, ohne dass sie zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Durch die häppchenweise Aufnahme von Informationen sowie die bedarfsweise Wiederholung sollen Inhalte schnell aufgenommen und langfristig verinnerlicht werden.
Welche Lerninhalte gibt es beim Mikrolernen?
Im Gegensatz zum Macrolearning geht es beim Mikrolernen weniger um die allgemeine und fundierte Wissensvermittlung, wie beispielsweise das Erlernen einer Sprache, als vielmehr um einzelne, ganz konkrete Themen. Das kann zum Beispiel eine grammatikalische Besonderheit in einer Fremdsprache sein. Auch Lösungsansätze für Probleme, Anleitungen oder Antworten auf gezielte Fragestellungen sind typische Beispiele für das Microlearning. Dabei beschäftigt sich eine Einheit nicht mit einem übergeordneten und umfassenden Thema, wie beispielsweise „Kalter Kaffee“, sondern mit einer enger gefassten Aufgabe oder Frage, die im konkreten Fall unter anderem Barista anspricht und lauten könnte: „Wie kann Kaffee kalt gebrüht werden?“ oder „Was macht Cold Brew zum Kultgetränk?“
Wie werden die Lernhäppchen vermittelt?
Grundsätzlich gibt es kein vorgegebenes Format beim Mikrolernen. In der Praxis erweisen sich aber vor allem digitale Lernmaterialien als geeignet und effektiv. Das können zum Beispiel sein:
- Lernvideos
- Spiele und Quiz
- Tutorials
- Kurz-Vorträge
- Übungen
- digitale Infografiken und Karteikarten
- Blogbeiträge
- interaktive Lerntrainings
- Audio-Podcasts
- und viele weitere
Die einzelnen „Learning-Nuggets“ zeichnen sich dabei aus durch:
- Sie sind leicht verständlich.
- Sie lassen sich einfach konsumieren.
- Sie sind für einen bestimmten Bedarf / ein konkretes Problem ausgerichtet.
- Sie können flexibel zeit- und ortsunabhängig konsumiert werden.
- Sie geben schnell und situativ Antworten.
- Sie können aufeinander aufbauen.
- Sie lassen sich schnell anwenden und einsetzen.
- Sie sind bei Bedarf wieder abrufbar.
Welche Vorteile hat das Lernen in Etappen für Unternehmen?
Der Faktor Zeit ist das wesentliche Argument, das für das Mikrolernen spricht. Ohne großen Aufwand haben Mitarbeitende und Führungskräfte die Möglichkeit, sich einfach zwischendurch weiterzubilden. Sie können dabei neue Kompetenzen erwerben und bereits Erlerntes vertiefen. Die Häppchen sind dabei entweder „mundgerecht“ auf das Unternehmen abgestimmt oder sie behandeln allgemeine Themen, geben nützliche Informationen und relevante Hilfestellungen und erleichtern den beruflichen Alltag.
Dabei ist es natürlich praktisch, wenn für die berufliche Weiterbildung nicht direkt ein halber oder sogar ganzer Arbeitstag verlorengeht, wie das beispielsweise bei Seminaren oder Fortbildungen häufig der Fall ist. Wissen gibt es deutlich kostengünstiger fast schon nebenbei zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit, zwischen zwei Meetings oder auch in der Mittagspause. Viele Menschen haben das Smartphone ohnehin immer griffbereit: Und da die Wissenseinheiten kurz sind und die Inhalte leicht verständlich erklärt werden, ist die Hemmschwelle gering, sich bewusst zwischendurch für das Lernen zu entscheiden.
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