Nachdem wir uns in den ersten beiden Teilen mit der Geschichte der Briefmarke und den Themen Gestaltung von Briefmarken und Philatelie auseinandergesetzt haben, bildet ein Blick auf aktuelle Entwicklungen den Abschluss unserer Artikelserie. Im Fokus steht dabei die Frage, welche Rolle die traditionelle Briefmarke im digitalen Zeitalter zukünftig spielen wird.
Internetmarken – die erste Annäherung an verändertes Kundenverhalten
Seit der Einführung des Internets für die Öffentlichkeit sind über 30 Jahre vergangen. In dieser Zeit haben die digitalen Möglichkeiten die Kommunikation drastisch verändert. Als das World Wide Web Anfang des 21. Jahrhunderts in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, passte sich auch die Deutsche Post (langsam) den neuen Bedürfnissen der Kunden an.
Ab 2001 konnten diese den – nach heutigen Maßstäben etwas komplizierten – Dienst Stampit nutzen. Seit 2008 bietet die Post einen Online-Service an, mit dem man sogenannte Internetmarken ausdrucken kann. Anders als traditionelle Briefmarken enthalten diese keine Grafik, sondern lediglich einen Matrixcode … und sind daher als Sammelobjekte völlig ungeeignet. Eine Identifikationsnummer sorgt dafür, dass eine Mehrfachverwendung nicht möglich ist.
Zwar konnten wir keine statistischen Daten als Beleg für unsere These finden, dennoch ist wahrscheinlich, dass Internetmarken dazu geführt haben, das weniger traditionelle Briefmarken verwendet werden.
„Upgrade“ klassischer Briefmarken mit Data-Matrix-Code
Im Rahmen einer „digitalen Großoffensive“ macht sich die Deutsche Post für aktuelle und kommende Herausforderungen. So sollen ihre Mitarbeiter schneller, effizienter und kundenfreundlicher werden, während der Kunde generell weniger Stress beim Frankieren von Briefen und Paketen haben soll. Das klingt soweit sehr gut, denn wer hat heutzutage noch Zeit und Lust, sich in die Warteschlange einer Postfiliale einzureihen!?
Eine Variante der „neuen Briefmarken“ besteht darin, die traditionellen Briefmarken um einen Data-Matrix-Code zu erweitern. Der Matrix-Code ist fälschungssicher und muss von den Postmitarbeitern nur abgescannt werden. Da das manuelle Stempeln entfällt, erhofft sich die Post eine deutlich schnellere Abfertigung. Die Briefmarke bleibt so, auch als Kulturgut, erstmal erhalten. Ob sie auf Sammler den gleichen Reiz ausüben wird, bleibt abzuwarten.
Eine ungleich größere Gefahr für die Existenz der klassischen Briefmarke ist sowieso ihr „mobiler Zwilling“ …
Mobile Briefmarken – Briefe frankieren per App
Seit einigen Tagen kann man mit der Smartphone-App „Post & DHL“ mobile Briefmarken verwenden. Der Kauf von Briefmarken und / oder der Besuch einer Postfiliale sind dadurch nicht mehr notwendig. Bei der mobilen Briefmarke handelt es sich genau genommen um einen zweizeiligen Code, der sich aus dem Wort PORTO und einer achtstelligen Zeichenfolge zusammensetzt (was mit der klassischen Briefmarke kaum noch etwas gemein hat).
Diesen Code, der 14 Tage gültig ist, kann man entweder als PDF ausdrucken oder mit einem Kugelschreiber auf den Briefumschlag schreiben. Die mobilen Briefmarken gelten auch für den Versand von Päckchen und Paketen. Eine Einschränkung besteht darin, dass man die mobile Briefmarke vorerst nur für den Versand innerhalb Deutschlands nutzen kann. In der App soll man mit PayPal, Kreditkarte und Lastschrift bezahlen können – aktuell wird als Zahlungsoption jedoch nur PayPal angeboten.
Wer sich nicht sicher ist, welchen Wert das Postwertzeichen haben muss, kann den smarten Portoberater nutzen.
Stirbt die klassische Briefmarke?
Auf diese Frage läuft dieser Artikel hinaus. Hier unsere Einschätzung:
Durch die Erweiterung um den Data-Matrix-Code bleiben analoge Briefmarken zunächst noch präsent. Wie lange das so sein wird, hängt davon ab, wie viele Kunden bereit sind, die mobile Briefmarke zu verwenden. Jüngere Generationen werden kurz- bis mittelfristig wohl ausschließlich die App nutzen. Bei älteren Semestern könnte es etwas länger dauern.
Entscheidend ist natürlich auch die Qualität der App. Voraussetzung für eine weite Verbreitung ist die schnelle und reibungslose Nutzung sowie ein umfassender Support. Und dass das nicht selbstverständlich ist, haben leider schon etliche andere Apps bewiesen … Für Sammler hingegen könnten goldene Zeiten anbrechen, denn der Wert physischer Briefmarken alter Prägung – und ohne Matrix-Code – wird sicherlich steigen.
Urheber des Titelbildes: cobracz/ 123RF Standard-Bild