Wut am Arbeitsplatz

Die ungerechtfertigte Kritik vom Chef, die Kollegen, die hinter dem eigenen Rücken tuscheln oder die wochenlange Projektarbeit, die am Ende doch nicht benötigt wird – im Job gibt es immer mal wieder Situationen, die uns richtig wütend machen. Wenn die Emotionen hochkochen, möchte man seinem Ärger am liebsten richtig Luft machen. Wie der Umgang mit der Wut am Arbeitsplatz ohne den großen Ausbruch gelingt, erklärt dieser Ratgeber.

Was ist Wut und wie kann sie sich äußern?

Bei Wut handelt es sich um eine besonders starke, emotionale Reaktion, die meist aus angestautem Ärger resultiert. Ausgelöst wird die Wut häufig durch eine konkrete Situation, in der wir uns ungerecht behandelt oder angegriffen fühlen oder Beleidigungen oder Kränkungen erleben. Wut löst dann gerne eine unüberlegte Handlung aus: Wer wütend ist, kann sich nur schwer beherrschen und kontrollieren, zeigt sich aggressiv und sagt oder tut Dinge, die man im Nachhinein bereut.

Wut führt meist zu körperlichen Reaktionen: Adrenalin wird ausgeschüttet, das Herz rast und das Blut pumpt. Ein Zittern in den Händen oder am ganzen Körper, ein hochroter Kopf und eine anschwellende Halsschlagader sind ebenfalls Reaktionen, die auf wütende Menschen zutreffen. Nicht ohne Grund heißt es: „Ich habe einen Hals“ oder „Mir platzt der Kragen“.

Wütend am Arbeitsplatz: lieber nicht?

Soll ich meine Wut unterdrücken oder ist es legitim, in wilde Raserei zu verfallen? Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Denn wer regelmäßig seinen Ärger herunterschluckt, sich stets kontrolliert und lieber gar nichts sagt, um nicht unprofessionell zu wirken, wird auf Dauer im Job unglücklich. Werden die angestauten Stresshormone langfristig nicht abgebaut, kann dies sogar krank machen. Andersherum ist es natürlich auch wenig zielführend, wie wild um sich zu beißen, möglicherweise sogar mit Dingen um sich zu schmeißen oder lautstark zu schreien. Bedeutet: Auch die Emotion Wut hat im Job ihren Platz – es kommt jedoch auf den richtigen Umgang mit ihr an.

Starke Emotionen in den Griff bekommen: So kann es gelingen

Um anderen, aber auch sich selbst mit der Wut nicht zu schaden und womöglich sogar den Job mit seinem unangemessenen Verhalten aufs Spiel zu setzen, sind folgende Sofortmaßnahmen und Tipps hilfreich, um die Wut einerseits zu verarbeiten und andererseits zu kontrollieren:

  • Machen Sie sich zuerst bewusst, dass Sie aufgrund eines ungerechten Kunden oder eines fiesen Chefs gerade richtig wütend sind. Es spricht nichts dagegen, genau dies in angemessener Lautstärke zu sich selbst zu sagen: „Ich bin gerade richtig wütend.“
  • Atmen Sie zehnmal tief ein und aus (bei Bedarf auch häufiger) und legen dabei die Hand auf den Bauch.
  • Ist die Wut zu groß, verlassen Mitarbeitende kurz das Büro: Dem einen hilft bereits der Gang zur Toilette und etwas kaltes Wasser im Gesicht, der andere geht nach draußen, atmet frische Luft und läuft ein paar Schritte.
  • Einigen Menschen hilft es jetzt auch, sich durch einen gezielten Ausbruch abzureagieren. Wichtig ist, dass Sie dies nicht vor den Arbeitskollegen machen. Je nach Situation ist es (zum Beispiel draußen oder auf dem WC) möglich, mit dem Fuß aufzustampfen, mit der Faust gegen die Wand zu schlagen oder einmal laut zu schreien.
  • Unter Umständen kann auch ein Gespräch mit einer unbeteiligten Person genau richtig sein, um Dampf abzulassen. Vielleicht ist der Partner oder ein Freund telefonisch erreichbar oder eine Kollegin aus einer anderen Abteilung hat ein offenes Ohr?

Wie geht es nach der ersten Wut weiter? Lösungen finden

Ist die erste Wut verraucht, geht es in den nächsten Schritten daran, effektiv mit den eigenen Gefühlen umzugehen, um eine Lösung des Problems herbeizuführen. Hier einige Vorschläge für ein langfristig entspannteres Arbeiten:

  • Schweigen: Auch wenn man sich bereits wieder etwas abgeregt hat, tragen viele Menschen in den ersten Minuten wahrscheinlich noch viele Emotionen in sich. Daher ist es wichtig, nicht zu schnell die Konfrontation zu suchen. Selbst wenn das Bedürfnis sehr groß ist, die andere Person zur Rede zu stellen, vertagen Sie das Gespräch auch im eigenen Interesse lieber auf einen späteren Zeitpunkt. Wichtig: Es geht Ihnen ja nicht darum, Dampf abzulassen, sondern um eine Klärung und Verbesserung der Situation. Und das gelingt am besten mit einem kühlen Kopf.
  • Analysieren: Ebbt die erste hitzige Welle etwas ab, dann stellen Sie sich die Frage, welcher Aspekt Sie konkret auf 180 gebracht hat? Warum macht Sie die Situation so wütend? Liegt die Ursache tatsächlich nur am Verhalten einer anderen Person? Hat man selbst vielleicht sogar seinen Teil dazu beigetragen?
  • Gefühle äußern: Um ein klärendes Gespräch mit der betreffenden Person führt kein Weg vorbei. Im besten Fall gehen Mitarbeitende mit etwas Abstand an die Sache und benennen dann die eigenen Gefühle und wie sie eine Situation erlebt haben, ohne direkt einen Vorwurf zu äußern.
  • Zuhören: Um Missverständnisse auszuschließen, ist es unbedingt wichtig, sich die Position und Wahrnehmung des Kollegen oder Vorgesetzten anzuhören. Im besten Fall löst sich ein Ärgernis sogar in Wohlgefallen aus.
  • Lösung finden: Die andere Person ewig zu verteufeln und die Wut monatelang in sich zu tragen, ist niemals zielführend. Dementsprechend erweist es sich als kontraproduktiv, am dem Problem festzuhalten, das die Wut ausgelöst hat. Vielmehr gilt es jetzt, Lösungen zu finden. Ideal ist es, wenn sich allein (oder gemeinsam) Lehren aus der bestehenden Situation ziehen lassen, um sie künftig entspannter zu meistern.

Urheber des Titelbildes: dmitryag/ 123RF Standard-Bild