Co-Working: Zusammen arbeitet man weniger allein / auf dem Foto: Coworking Space WeWork im Sony Center (Berlin)

Vor einigen Tagen habe ich mich mit einem Freund getroffen, der sich selbständig gemacht hat. Damit ist er, laut Bundesverband der Freien Berufe, einer von derzeit über einer Million selbstständigen Freiberuflern in Deutschland. Wenn man sich selbstständig macht, steht natürlich die Frage im Raum, wo das Büro sein wird. Im Homeoffice zu arbeiten, stand für meinen Freund nicht zur Debatte, da er Privat- und Arbeitsleben strikt trennen wollte. Die hohen Kosten für ein eigenes Büro konnte und wollte er zu Beginn seiner Selbständigkeit nicht aufbringen. Er hat daher einen dritten Weg gewählt, den ich sehr interessant finde: Co-Working. Unter diesem noch relativ jungen Trend versteht man Großraumbüros, in denen man sich einen Schreibtisch auf Zeit, stunden-, tage- oder wochenweise, mieten kann.

Flexibel, mobil und nicht isoliert

Die Idee des Co-Workings kommt aus den USA und spricht vor allem Freiberufler und Kreative an, die aufgrund Ihres Berufs relativ viel unterwegs sind und eine feste Basis suchen, bei der sie unter Menschen kommen. Der Kerngedanke von Co-Working ist das soziale Netzwerk – nicht auf Xing oder Facebook sondern im realen Leben. Mittlerweile gibt es Co-Working Spaces in allen größeren deutschen Städten, mit Schreibtischmieten, die meist zwischen 10 Euro pro Tag und 250 Euro im Monat liegen. Wer im Voraus nicht genau weiß, wann der nächste Auftrag eintrudelt, kann flexible Zeitkontingente buchen.

Der Nutzen für Selbständige ist groß: Es gibt Einzelbüros, Arbeitsplätze im Großraum und Konferenzräume, Küchen für einen kleinen Schwatz zwischendurch, Ruheräume und die nötige Infrastruktur wie W-Lan, Drucker, Scanner, Fax, Telefon oder Beamer. Der größte Vorteil ist die Möglichkeit, neue Kontakte zu gewinnen und vom Wissen der anderen Co-Worker zu profitieren. Auch eine zeitlich begrenzte Projektkooperation ist möglich – gemeinsam mit Menschen, die man sonst wohl niemals kennengelernt hätte. Genau diese Synergien nutzen Co-Working Spaces.

Im Vergleich zu Gemeinschaftsbüros sind Co-Working Spaces flexibel und offener, gleichzeitig ruhiger und organisierter als ein Café, in dem sonst viele Freiberufler mit ihren Laptops sitzen. Selbständige, die aufgrund ihrer Aufgabe eher weniger mit anderen reden, finden beim Co-Working einen Ort der Kreativität, an dem sie nicht vereinsamen.

Auch eine Selbständigkeit mit Kind ist mit Hilfe von Co-Working kein Problem. Inzwischen gibt es in einigen Städten – zum Beispiel in Köln und Leipzig – Co-Working-Spaces für Eltern. Sie können ihre Kinder mitbringen, profitieren von der gegenseitigen Hilfe und sind nicht von Kindergartenöffnungszeiten abhängig, die nur selten zu Bürozeiten passen.

Das digitale Zuhause der Co-Worker ist das Hallenprojekt. Dort kann man sich anmelden, um Arbeitsorte in ganz Deutschland und weltweit zu suchen und mit anderen Co-Workern zu kommunizieren. Einen guten Überblick für Deutschland geben außerdem die Verzeichnisse coworking-news.de und coworkingguide.de. Eine Übersicht mit 499 deutschen Coworking Spaces finden Sie auf www.coworkingguide.de/coworking/. Wer viel unterwegs ist, kann seine Umgebung sogar mit der iPhone-App „WorkSnug“ auf Arbeitsorte scannen.

Können Sie sich einen solchen Arbeitsplatz vorstellen? Oder haben Sie schon Erfahrungen mit Co-Working gemacht? Wie immer freue ich mich über Ihr Feedback.

 

Urheber des Bildes: coworkingguide.de // Auf dem Foto: Coworking Space WeWork im Sony Center (Berlin)