Job Crafting

Wer seinen Traumberuf gefunden hat, kann sich glücklich schätzen. Alle anderen schnitzen sich ihre Arbeit einfach zurecht. Denn nur weil die Stelle nicht zu 100 Prozent den eigenen Wünschen und Vorstellungen entspricht, ist kündigen nicht immer die beste Idee. Anstatt sich direkt einen anderen Arbeitsplatz zu suchen, gestaltet man sich die bestehende Stelle mit Job Crafting lieber neu.

Job Crafting: Was ist das eigentlich?

Schon die wörtliche Übersetzung „Arbeit gestalten“ zeigt nur zu deutlich, worauf Job Crafting abzielt. Es handelt sich um eine Methode, bei der Arbeitnehmende zu ihrem eigenen Glückes Schmied werden und sich ihre Arbeit so gestalten, dass ihnen der Job (wieder) Spaß macht.

Damit Job Crafting gelingt, bedarf es nicht nur eines Arbeitgebers mit einer offenen Einstellung, sondern auch einer Menge intrinsischer Motivation der Mitarbeitenden. Diese sind nämlich eigeninitiativ gefragt, sich ihren Job entsprechend ihrer eigenen Vorstellungen zurechtzuschneiden, indem sie über den Tellerrand des eigenen Jobprofils hinausschauen.

Geprägt wurde der Begriff Job Crafting durch die Psychologinnen und Forscherinnen Amy Wrzesniewski und Jane E. Dutton von der Yale University. Ihre Annahme: Es gibt keinen Traumjob, aber man kann seine Arbeit proaktiv so verändern, dass es letztlich einer wird. Mit Job Crafting sollen demnach Frust und Stress am Arbeitsplatz der Vergangenheit angehören, stattdessen steigen die Zufriedenheit und in der Folge auch die Arbeitsleistung.

Welche Formen von Job Crafting gibt es?

Job Crafting findet nicht nur auf einer Ebene statt, sondern es berührt verschiedene Bereiche. Man unterscheidet hierbei verschiedene Formen. Das sind:

Task Crafting

Dieser Aspekt ist der handfesteste: Beim Task Crafting nehmen die Mitarbeitenden kleinere oder größere Modifikationen an ihren bestehenden Aufgaben vor. Verändert werden zum Beispiel der Umfang, die Art, die Anzahl oder die Reihenfolge. Das könnte zum Beispiel bedeuten, neue oder zusätzliche Aufgaben zu übernehmen, während andere vielleicht wegfallen.

Relational Crafting

Bei dieser Art des Job Craftings spielt der soziale Aspekt eine wesentliche Rolle. Für mehr Spaß bei der Arbeit geht es darum, die Beziehungen und Interaktionen im Job mit Kollegen neu zu bewerten, um letztlich eine bessere Zusammenarbeit zu erreichen. Als Beispiel: Schnittmengen mit der Arbeit von Kollegen könnten genutzt werden, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten oder Aufgaben im Teamwork zu bewältigen.

Cognitive Crafting

Auch die Veränderung der eigenen Wahrnehmung zu den bestehenden Aufgaben kann eine Form von Job Crafting sein und zu einer positiveren Betrachtung führen. Beim Cognitive Crafting geht es darum, den Sinn und Zweck von Aufgaben zu sehen und erkennen, indem man eine höhere Perspektive einnimmt.

Wie kann ich meinen Job craften?

Und wie soll die Umsetzung nun gelingen, mögen sich Angestellte fragen, die in ihrem strukturierten Arbeitsalltag gefangen sind und keine Fantasie haben, an welchen Stellschrauben sie drehen können. Natürlich ist es in den seltensten Fällen möglich, die Stelle komplett umzukrempeln, dennoch gibt es nicht selten einen gewissen Spielraum.

Hier sind einige Inspirationen und praktische Tipps, wie es mit dem Job Crafting klappt:

  • Zunächst geht es darum, sich selbst einige Fragen zu stellen: Welche Aufgaben machen mir Spaß? Was sind meine Stärken? Was motiviert mich? Wer oder was verleiht meinem Job Sinn?
  • Nur wer genau weiß, was er will und was er nicht will, kann beginnen, die Ärmel hochzukrempeln. Hier lohnt sich unter Umständen auch ein Gespräch mit Freunden und Kollegen, die mit einer objektiven Sicht von außen erkennen, wo die persönlichen Stärken liegen.
  • Eine Umstellung erfolgt in der Regel nicht von heute auf morgen. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der bestenfalls eng mit den Vorgesetzten abgestimmt wird. Es gilt: Rückendeckung vom Chef ist eine wichtige Voraussetzung für Job Crafting.
  • Machen Sie sich selbst für Veränderungen stark: Nur mit einer guten Portion Eigeninitiative ist Job Crafting erfolgreich. Bringen Sie den Stein selbst ins Rollen – nur so kann es etwas mit dem Traumjob werden.

Dies sind einige konkrete Beispiele, wie Job Crafting aussehen könnte:

  • In der Schule wird ein Kunstlehrer zum Kulturbeauftragten und zeigt sich verantwortlich für die Kunst- und Theater-AGs. Dabei steht er sogar mit auf der Bühne.
  • Der Mitarbeiter in der Buchhaltung hat eine hohe soziale Kompetenz. Er engagiert sich daher nicht nur im Betriebsrat, sondern wird künftig auch bei internen Konflikten als Vermittler eingesetzt.
  • Die hohe Eloquenz des Projektmanagers führt dazu, dass er künftig die Teammeetings leitet und als Referent für die Workshops verantwortlich ist.
  • Der System-Administrator schreibt mit seinem großen Fachwissen und seiner Leidenschaft fürs Schreiben die Blogartikel für das Unternehmen.
  • Der ständige Kontakt zu den Kunden ist für einen Bankangestellten am Kassenschalter zu viel. In Abstimmung mit dem Vorgesetzten erhält er nun Aufgaben im Hintergrund.

Auch das Unternehmen profitiert: Das sind die Vorteile von Job Crafting

Die Pluspunkte von Job Crafting für die einzelnen Mitarbeitenden liegen auf der Hand. Aber auch Unternehmen sind gut beraten, ihre Angestellten zu unterstützen, wenn sie ihre Stärken unter Beweis stellen wollen. Das sind die Vorteile von Job Crafting:

  • Sind die Mitarbeitenden durch maßgeschneiderte Aufgabenbereiche zufriedener, steigt in der Folge auch die Arbeitsleistung.
  • Um gute Mitarbeitende im Unternehmen zu halten, ist das Job Crafting eine wichtige Voraussetzung. Gleichzeitig lässt es sich im Recruiting-Prozess als effektiver Baustein nutzen, um neue Potenziale zu gewinnen.
  • Wer als Unternehmen Kreativität und Selbstentfaltung fördert, hat die Chance, das Beste aus den Mitarbeitenden herauszuholen und von neuen Impulsen zu profitieren.
  • Stress, Überforderung und Unzufriedenheit sind Fremdworte für Angestellte, die ihren Job proaktiv selbst gestalten. In der Folge kommt es zu deutlich weniger Fehlzeiten und Ausfallquoten.
  • Unter dem Strich lassen sich aus unternehmerischer Sicht mit einem gezielten Job Crafting durch eine höhere Produktivität und einer geringeren Fluktuation sogar Kosten einsparen.

Urheber des Titelbildes: serezniy/ 123RF Standard-Bild