Berufswechsel

Unzufriedenheit am Arbeitsplatz ist keine Seltenheit. Doch nicht immer sind es Arbeitgeber, Kollegen oder die Rahmenbedingungen, die uns verzweifeln lassen. Manchmal liegt die Wurzel des Übels am Beruf selbst. In diesem Fall kann ein Berufswechsel eine Möglichkeit für mehr Glück im Job sein.

Den falschen Beruf gewählt: Wenn die Erkenntnis (noch nicht) zu spät kommt

Tagein, tagaus nur am Schreibtisch sitzen, Akten wälzen ohne Kontakt zu Menschen – dass der Job in der Buchhaltung nicht der richtige ist, steht für den Angestellten bereits nach kurzer Zeit im Job fest. Dagegen fühlt sich der Kundenberater unzufrieden, da er sich tagtäglich mit nörgelnden Menschen auseinandersetzen muss, obwohl er viel lieber seine Ruhe hätte. Es ist gar nicht so ungewöhnlich, dass sich erst im Laufe des Berufslebens herausstellt, dass die ursprüngliche Berufswahl nicht unbedingt die beste gewesen ist und der Job eigentlich so gar nicht zum eigenen Typ und zur Persönlichkeit passt.

Aber auch wenn man bereits einige Jahre in die eigene Ausbildung investiert hat und eigentlich nicht noch mal von vorne anfangen möchte, kann ein Berufswechsel genau jetzt (und auch noch im höheren Berufsalter) eine gute Option sein. Denn die Zeit bis zum Renteneintritt dauert noch lang. Und wer möchte schließlich Jahre, wenn nicht Jahrzehnte Tag für Tag unglücklich zur Arbeit gehen? Um den wichtigen Schritt zu wagen, braucht es jedoch etwas Mut und eine Vorstellung davon, was man eigentlich will.

Gründe für die Veränderung

Die eigene Unzufriedenheit mit den Aufgaben und /oder den Rahmenbedingungen ist dabei nur ein Grund, warum Menschen nicht nur ihren Job, sondern sogar ihren Beruf wechseln wollen. Es gibt zudem weitere Argumente, die für eine berufliche Neuorientierung sprechen. Das sind:

  • eine Berufskrankheit beziehungsweise eine Erkrankung, die es unmöglich macht, den bisherigen Beruf weiter auszuüben
  • die zu geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt (aufgrund der Branche oder der sehr hohen Anzahl an Mitbewerbern)
  • die Unvereinbarkeit von Privatleben (Familie) und Beruf
  • zu geringe Verdienstmöglichkeiten
  • der Wunsch nach Selbstverwirklichung

Welcher Beruf ist richtig für mich?

Um beruflich einen neuen Weg einzuschlagen, braucht es zunächst einer klaren Vorstellung davon, in welche Richtung es gehen soll. Nicht jeder hat bereits vor Augen, welchen Beruf er künftig ausüben möchte. Wer unsicher ist, sollte sich vorab intensiv mit folgenden Fragen beschäftigen:

  • Was will ich (jetzt und zukünftig)?
  • Was kann ich? Was sind meine Stärken?
  • Was ist mir wichtig?

Werden die Vorstellungen konkreter, sollten bei den Überlegungen zudem einige Rahmenbedingungen berücksichtigt werden:

  • Verdiene ich in dem Beruf so viel, dass der Verdienst (für mich) reicht?
  • Habe ich auf dem Arbeitsmarkt Chancen?
  • Passen die Arbeitszeiten für mich?
  • Hat der Beruf eine Zukunft?
  • Bin ich körperlich und psychisch in der Lage, diesen Beruf auch mehrere Jahre auszuüben?
  • Kann ich den Beruf mit meinem Privatleben vereinbaren?

Tipps: Inspirationen und einen Überblick über Angebote und Möglichkeiten erhalten Sie auf den Seiten der Bundesagentur für Arbeit. Es ist zudem empfehlenswert, mit Menschen, die in einem bestimmten Beruf arbeiten, über deren Erfahrungen zu sprechen.

Berufswechsel: Diese Optionen habe ich jetzt

Den Beruf wechselt man nicht mal eben so wie ein Paar Socken. Wer nicht gerade als Quereinsteiger ohne Vorwissen einsteigt, der muss schon etwas Zeit und Mühe investieren. Umsteiger haben dabei folgende Möglichkeiten:

  • neue Ausbildung/neues Studium: Bei dieser Option heißt es tatsächlich, komplett von vorn zu beginnen. Eine neue Ausbildung oder sogar ein Studium ist immer dann nötig, wenn der erlernte und der angestrebte Beruf in gar keiner Beziehung zueinander stehen. Zum Beispiel: Der Friseur möchte Anwalt werden.
  • Umschulung: Zwar handelt es sich bei einer Umschulung ebenfalls um eine Ausbildung, allerdings ist diese in der Regel deutlich kürzer. Das liegt unter anderem an den bereits erworbenen Kenntnissen des bestehenden Berufs, aber auch daran, dass der Lernstoff komprimiert vermittelt wird. Bei einer Umschulung überwiegt (im Gegensatz zu einer Ausbildung) in der Regel die Vermittlung von theoretischem Wissen. Umschulungen werden für viele Berufsgruppen angeboten und finden häufig in Teilzeit statt.
  • Weiterbildung: Diese Option stellt weniger eine komplette Neuorientierung dar als vielmehr eine Vermittlung von zusätzlichen Qualifikationen. Diese können mit dem Berufsbild in Zusammenhang stehen, müssen es aber nicht. Weiterbildungen zielen häufig darauf ab, eine höhere Position zu erlangen. Als Beispiel: Der Sachbearbeiter in der Buchhaltung möchte die Abteilung leiten oder ein Ausbilder werden.
  • Externenprüfung: Mit einer sogenannten Externenprüfung ist es auch ohne vorherige Umschulung oder Ausbildung möglich, einen anerkannten neuen Berufsabschluss zu erlangen. Wichtige Voraussetzung hierfür ist, dass Sie in dem Beruf bereits seit einiger Zeit gearbeitet und Erfahrung gesammelt haben.

Gut zu wissen: Die Bundesagentur für Arbeit bietet diverse finanzielle Fördermöglichkeiten für Berufsumsteiger an. Unterstützt mit Umschulungen und Weiterbildungen werden dabei vor allem Berufe mit einem Fachkräftemangel.

Urheber des Titelbildes: jirsak/ 123RF Standard-Bild