Zunächst einmal: Den einen typischen Bürojob oder Schreibtischberuf gibt es nicht. War es früher die Sekretärin oder der Sekretär, die alle anfallenden Papierarbeiten erledigten, spielen sich heute die Mehrheit aller Berufe am Schreibtisch ab.

Dank leistungsstarker Hard- und Software kann einfach unglaublich viel am Schreibtisch erledigt werden. Die Vorteile des Internets kommen noch dazu. Dadurch sind viele Berufsbilder mit Schreibtischarbeit verbunden, die es vor einigen Jahrzehnten noch nicht waren. Oder es sind Bürojobs entstanden, die es ohne die digitale Revolution nicht geben würde:

 

  • Polizeidienst in allen drei Laufbahnen
  • Security und Wachberufe
  • Alle Berufe im Bankwesen
  • Alle Versicherungsberufe
  • Sämtliche Berufe, die mit Architektur zu tun haben: vom Bauzeichner über den Statiker bis hin zum Architekten (weibliche Formen grundsätzlich inklusive)
  • Die meisten Berufe im Ingenieurwesen
  • Alles, was mit Computern, Smartphones und Programmieren zu tun hat
  • Die meisten Berufe im Wirtschaftsbereich
  • Medizinische Berufe
  • Viele Berufe im Einkauf und Verkauf

 

Vergleiche sind nicht so einfach

Ob man einen Beruf als typischen Schreibtischberuf wahrnimmt, hängt letztendlich nicht so sehr vom Beruf ab, sondern von der individuellen Laufbahn, dem jeweiligen Tagesgeschäft und natürlich den Schwerpunkten, die man sich selbst setzt.

Man kann als studierter Wirtschaftswissenschaftler oder als Wirtschaftswissenschaftlerin im Management tätig sein (und bearbeitet den ganzen Tag virtuelle Akten irgendeiner Art), kann sich in eine branchenabhängige Richtung spezialisieren und eher praktisch mit Menschen zusammenarbeiten, man kann aber auch in Richtung Consulting gehen und dann tatsächlich fast nur noch mit Menschen interagieren statt mit Computern.

Ob ein Einstiegsgehalt dann als Top oder Flop empfunden wird, ist auch immer von anderen Umständen abhängig: Was sagt das Jahresnetto aus, wenn nicht einmal klar ist, wieviel Stunden Arbeitszeit überhaupt mit dem Gehalt verbunden sind? Der Begriff „Vollzeit“ wird je nach Branche und Unternehmen schließlich unterschiedlich definiert …

 

Es wird konkret: Das sind die Einstiegsgehälter

Ohne jetzt noch weiter über „Büro oder doch Außendienst“ zu sinnieren, werden hier in aller Kürze die Einstiegsgehälter verschiedener Berufe angegeben, die überwiegend am Schreibtisch stattfinden (können):

 

  • Versicherungsmathematiker: 53.000 Euro jährlich
  • Banker mit Hochschulabschluss Finanzwesen: 52.900 Euro jährlich
  • Projekt- und Qualitätsmanagement IT: 49.100 Euro jährlich
  • Innendienst Versicherungswesen: 44.000 Euro jährlich
  • Trainee Versicherung: 43.300 bis 55.900 Euro jährlich
  • Versicherungsberatung: 43.000 Euro jährlich
  • Schadensregulierung Versicherung: 41.000 Euro jährlich
  • Systemadministration: 40.900 Euro jährlich
  • Vertrieb Versicherungswesen: 40.000 Euro jährlich
  • Trainee Bankwesen: 38.250 bis 54.800 Euro jährlich
  • Webentwickler/-in: 35.300 Euro jährlich mit BSc, 34.800 Euro jährlich
  • Bankkaufmann/Bankkauffrau: 28.800 bis 30.000 Euro jährlich
  • Personalwesen mit Hochschulabschluss: 27.500 (Trainer) bis 39.300 Euro (Personalentwicklung) jährlich

 

Angesichts dieser Zahlen und der Tatsache, dass es sich um Gehälter für den Berufseinstieg handelt, kann man nicht wirklich von Flops sprechen.

 

Gender Pay Gap beim Berufseinstieg?

Es ist weiterhin ein Unterschied in der Bezahlung zwischen Frauen und Männern zu erkennen. In einigen Branchen ist die Lücke spürbar größer als in anderen. Was es leider nicht gibt: verlässliche Zahlen dazu.

Denn erstens sind die Löhne und Gehälter erst bei Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern/-innen transparent zu machen. Zweitens gilt die Transparenzpflicht nur, wenn nicht nach Tarif gezahlt wird. Und drittens ist das Gesetz noch zu neu, um wirklich Zahlen zu bekommen. Der Durchschnitt der Gender Pay Gap liegt in Deutschland insgesamt bei ca. 20%.

Davon lässt sich ein Großteil mit der häufigen Teilzeitarbeit von Frauen erklären (beim Einstiegsgehalt relevant), mit den eher von Frauen wahrgenommenen schlecht bezahlten sozialen Berufen (dito) und damit, dass man mit Teilzeit eben selten zur Chefin wird (für das Einstiegsgehalt irrelevant). Rechnet man diese Gründe heraus, bleibt eine Lücke von ca. 6% übrig.

 

 

 

Bildquelle: samuraitop / 123RF Standard-Bild

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