Ein Start-UP Plan liegt auf dem Tisch

In den nächsten Wochen und Monaten beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema Existenzgründung. Sich selbständig zu machen, ist ein Traum von vielen Menschen. Damit dieser Traum jedoch in Erfüllung gehen kann und nicht im Chaos endet, bedarf es guter Vorbereitung.

Mit unseren Informationen möchten wir die Planungen erleichtern und eine umfangreiche Basis für die Entscheidungsfindung bieten. Dass wir dabei nicht alles rosarot malen, zeigt bereits die Frage, mit der wir uns gleich zu Beginn der Artikelserie beschäftigen. Diese lautet:

Bin ich ein Gründertyp?

Noch bevor man eine Geschäftsidee in einem Businessplan ausformuliert, sollte man unbedingt diese Frage beantworten. Dabei gilt, möglichst alle Facetten zu beachten und kritisch zu hinterfragen. Selbstverständlich hilft es nicht, wenn man die Realität zu seinen Gunsten verzerrt und sich hier und da selbst belügt. Um ein vollständigeres Bild von den eigenen Talenten als Unternehmer zu zeichnen, ist es empfehlenswert, Familienmitglieder und enge Freunde in den Prozess einzubeziehen.

Unverständlicherweise beginnen viele Ratgeber zur Existenzgründung gleich mit dem zweiten Schritt und gehen anscheinend davon aus, dass jeder als Gründer geeignet ist. Ein Irrtum, wie das Scheitern von unzähligen Selbständigen beweist. Mal liegt die Ursache des Misserfolgs in der Geschäftsidee. Häufig aber auch daran, dass sich die Existenzgründer falsch eingeschätzt haben und ggf. zu lange gewartet haben, professionelle Hilfe an Bord zu holen.

Gründungswillige können anhand der folgenden Absätze besser einschätzen, ob sie geeignet sind, sich selbständig zu machen.

  1. Ist-Situation

Statistiken belegen, dass viele Arbeitnehmer unzufrieden mit ihrem Job sind. Diese Unzufriedenheit führt häufig zu „Dienst nach Vorschrift“ und/oder einem Zustand, in dem die Angestellten gedanklich bereits gekündigt haben. Nicht selten ist das Verhältnis zum Vorgesetzten ausschlaggebend für das schlechte Arbeitsklima. In dieser Situation ist der Wunsch, sich selbständig zu machen, naheliegend und nachvollziehbar.

Dann wird gegrübelt, welche Geschäftsidee erfolgreich sein könnte. Wer es aber wirklich ernst meint mit dem Schritt in die Selbständigkeit, sollte vorher die eigene Tauglichkeit kritisch hinterfragen.

Bei der Analyse der Ist-Situation lauten die Kernfragen:

  • Träume ich „nur“ davon, mein eigener Chef zu sein, weil ich meinen aktuellen Job ungern mache?
  • Kann ich die Situation verbessern, wenn ich die Probleme direkt anspreche?
  • Ist es vielleicht sinnvoller, sich nach einem anderen Arbeitgeber umzuschauen?

Wenn die Antworten belegen, dass die Existenzgründung nicht aus der Not geboren wurde und tatsächlich ein Herzenswunsch ist, ist schon viel gewonnen. Im nächsten Schritt geht es darum herauszufinden, ob das nötige Handwerkszeug vorhanden ist, um die Geschäftsidee mit Leben zu füllen.

2. Know-How

Selbst wenn die Geschäftsidee noch nicht im Detail feststeht, wissen Gründungswillige in etwa, in welcher Branche sie unterwegs sein möchten. Daher können sie auch schon beurteilen, ob ihre Ausbildung und die bisherige Berufserfahrung ausreicht, um die große Herausforderung der Selbständigkeit erfolgreich zu meistern.

Neben den speziellen Fachkenntnissen der Branche benötigen Existenzgründer beim Start grundlegende Kenntnisse in den Bereichen Betriebswirtschaft, Vertrieb, Marketing und ggf. Personalführung.

Werden Defizite erkannt, ist das glücklicherweise kein Grund, um das Vorhaben zu stoppen. Schließlich gibt es viele Wege, um verschüttetes Wissen zu reaktivieren und sich neues Wissen anzueignen. In jeder größeren Stadt gibt es Angebote für Existenzgründer. Auch die Industrie- und Handelskammern helfen dabei, den Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

Auch in den Weiten des Internets gibt es zahlreiche Portale, die das nötige Wissen vermitteln. Insbesondere über Webinare lassen sich Bildungslücken schnell schließen.

Die Erkenntnis, dass die Selbständigkeit ein gewisses Maß an wirtschaftlichem Basiswissen verlangt, hat nicht zur Resignation geführt? Das folgende Thema hat leider das Potenzial, Träume zum Platzen zu bringen …

3. Finanzen

Nur bei den wenigsten Geschäftsideen „rollt der Rubel“ vom ersten Tag an. Darüber hinaus können (hohe) Investitionen notwendig sein, um überhaupt zur Startlinie zu kommen. Im Endeffekt sollte genügend Kapital vorhanden sein, um Monate zu überbrücken, in denen wenige bis keine Einnahmen generiert werden.

Es ergeben sich folgende Fragen:

  • Habe ich das Kapital, um die erste Zeit der Selbständigkeit finanziell zu überstehen?
  • Benötige ich Fremdmittel, um mich selbständig zu machen?
  • Sind andere Einnahmequellen vorhanden, die für den Lebensunterhalt sorgen?

Sollte es hier zu Engpässen kommen, können Lösungen unter Umständen etwas kniffeliger aussehen. Banken und andere Dritte (z.B. Business Angel) möchten meistens einen fertigen Businessplan haben, bevor sie Kredite gewähren bzw. Geldmittel zur Verfügung stellen. Das gilt auch für (staatliche) Förderprogrammen oder Gründungswettbewerbe, über die man frisches Kapital besorgen könnte.

Man sollte sich auch schon im Vorfeld überlegen, wie man sogenannte „Saure Gurken-Zeiten“ übersteht. Schließlich zeigt die Umsatzkurve bei den meisten neuen Unternehmen nicht ununterbrochen steil nach oben.

Aus den Fragen zu den Finanzen ergibt sich die Notwendigkeit, dass das unmittelbare Umfeld den Weg in die Selbständigkeit mitträgt.

4. Rückhalt

Die Entscheidung, sich selbständig zu machen, betrifft i.d.R. nicht nur den Gründer selbst, sondern auch sein Umfeld. Dazu gehört insbesondere der Partner, der den eingeschlagenen Weg mittragen sollte. Man sollte sich bewusst machen, dass das Risiko des Scheiterns real ist und zu finanziellen Problemen führen kann. Macht das Unternehmen Verluste, kann das auch im familiären Umfeld zu Spannungen führen.

Jeder Gründungswillige sollte möglichst früh mit seinen Lieben über seine Pläne sprechen – und Kritik auf jeden Fall sehr ernst nehmen. Hält die Familie ihm den Rücken frei und glaubt an ihn, stärkt das auch das Selbstbewusstsein. Man fühlt sich nicht alleine und hat Menschen, die in schwierigen Situationen da sind. Ein absolut wichtiger und häufig unterschätzter Punkt!

5. Fitness

Der Weg zum eigenen Unternehmen ist kein Sprint, sondern eher ein Marathon, bei dem man ab und an auch über marode Straßenabschnitte läuft. Diese Metapher bedeutet, dass der überwiegende Teil der Existenzgründer deutlich mehr arbeitet als 40 Stunden pro Woche – und damit sehr viel Frei- und Familienzeit opfert. Für viele Unternehmer gehört auch das Arbeiten am Wochenende zum Alltag.

Einerseits lautet die Frage: Möchte man das? Andererseits: Kann man das?

Da ein teils ausuferndes Arbeitspensum nur bewältigt werden kann, wenn man körperlich fit und geistig auf der Höhe ist, ist die zweite Frage sogar noch wichtiger als die erste.

Man sollte sich im Laufe der Vorbereitungen fragen …

  • War ich in letzter Zeit gesund und leistungsfähig?
  • Wie steht es um meine Resilienz? Vertrage ich Stress?
  • Halte ich dem Druck stand, der auf mir lastet?

Insbesondere Gründungswillige in höherem Alter sollten den Weg zum Hausarzt nicht scheuen. Eine Untersuchung kann bei der Entscheidung enorm helfen, zumal dem Arzt die Krankenakte bekannt sein dürfte.

Darüber hinaus kann es vorteilhaft sein, frühzeitig Taktiken zur Stressvermeidung zu erlernen. Das hilft übrigens nicht nur im Rahmen einer Existenzgründung, sondern generell für das gesamte Leben.

Wer sich jetzt immer noch nicht davon hat abbringen lassen, sich selbständig zu machen, scheint gut gerüstet für die spannende Herausforderung. Um das Ergebnis abzurunden, gibt es nur noch ein paar weitere Fragen, die wichtig sind. Diese finden Sie im nächsten Absatz.

6. Sonstiges

Um herauszufinden, ob man ein echter Gründertyp / Unternehmertyp ist, kann die Beantwortung folgender Fragen helfen:

  • Gibt es persönliche Schwächen, die meinem Vorhaben im Wege stehen?
  • Wie kann ich diese Schwächen ausgleichen?
  • Verfüge ich über Kontakte, die ich für die Existenzgründung nutzen kann?
  • Besitze ich die notwendige Durchsetzungskraft, auch in heiklen Situationen?
  • Kann ich andere Menschen motivieren?
  • Komme ich emotional damit klar, wenn das Unternehmen nicht gut läuft?

Vorschau: Im nächsten Artikel geht es darum, wie man die richtige Geschäftsidee findet und Unternehmensziele formuliert. Darüber hinaus stellen wir 5 spannende Geschäftsideen vor.

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