Wie sinnvoll sind Arbeitgebersiegel?

Arbeitgebersiegel sollen Unternehmen im globalen Konkurrenzkampf um die besten Fachkräfte einen Vorteil verschaffen. Auszeichnungen wie „Top Employer“, „Ausgezeichneter Arbeitgeber“ oder „Top Company“ versprechen, das Vertrauen potenzieller Bewerber zu gewinnen.

Doch wie seriös sind die Siegel? Und was denken Beschäftigte und Bewerber über sie?

Welche Arbeitgebersiegel gibt es?

Arbeitgebersiegel gibt es viele – weltweit mehr als 300. Die Kriterien zur Vergabe sind enorm unterschiedlich. Während einige Anbieter Umfragen unter Beschäftigten und bestimmte Qualitätsstandards heranziehen, verkaufen andere ihre Siegel schlicht gegen Geld. Nicht immer sind die Vergabekriterien transparent einsehbar.

Zu den seriösen Anbietern für Arbeitgebersiegel in Deutschland gehören die Folgenden:

– „Ausgezeichneter Arbeitgeber“ (TÜV Rheinland): Für das Siegel wird das Personalmanagement im Unternehmen bewertet. Im Grundmodul erfolgt ein Audit vor Ort mit Interviews von Personalverantwortlichen und stichprobenartig auch mit Mitarbeitenden. Das Zusatzmodul bezieht innovative Personalthemen wie Elternfreundlichkeit und aktives Gesundheitsmanagement mit ein.

– „Top Employer“ (Top Employers Institute): Unternehmen müssen einen „HR Best Practices“ Fragebogen zur Personalarbeit ausfüllen. Nach erfolgreicher Prüfung gibt es das Siegel sowie ein detailliertes Feedback.

– „Deutschlands bester Arbeitgeber“ (Great Place to Work): Das Siegel wird auf Basis von Mitarbeiterbefragungen verliehen. Zusätzlich werden interne Angaben einer Prüfung unterzogen und personalwirtschaftliche Kennzahlen bewertet.

– „Top Arbeitgeber Mittelstand“ (Focus Business und kununu): Das Magazin Focus zieht für dieses Siegel die Unternehmensprofile auf der Bewertungsplattform kununu heran.

– „Die besten Arbeitgeber im Mittelstand“ (Top Job): Das Siegel basiert auf einer Mitarbeiterbefragung und einem Audit des Personalmanagements in Zusammenarbeit mit dem Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen. Auf Grundlage der Analyse werden konkrete Handlungsempfehlungen für das Unternehmen erarbeitet. Das Siegel gibt es nach erfolgreicher Zertifizierung.

Zusätzlich vergeben auch die Bewertungsplattformen kununu und Glassdoor sowie das Karriereportal XING ihre eigenen Siegel: Von kununu können Arbeitgeber die Auszeichnungen „Top Company“ und „Open Company“ erhalten, basierend auf Bewertungen und Kommentaren.

Glassdoor vergibt die auf Mitarbeiterzufriedenheit basierende Auszeichnung „Beste Arbeitgeber Deutschlands“. Für das XING-Siegel „New Work“ analysieren das XING-Mutterunternehmen NEW WORK SE und die Handelshochschule Leipzig HHL das Mitarbeiterfeedback auf kununu sowie einen vom Unternehmen ausgefüllten Fragebogen.

Welche Wirkung haben Arbeitgebersiegel auf Bewerber?

Einer Umfrage des Deutschen Instituts für Qualitätsstandards und -prüfung zufolge nutzt rund die Hälfte der deutschen Unternehmen mindestens ein Arbeitgebersiegel. Die Firmen versprechen sich davon eine bessere Sichtbarkeit, ein besseres Image und eine positive Wirkung auf die Beschäftigten.

Doch wie kommen Arbeitgebersiegel bei potenziellen Bewerbern an? Dieser Frage ist eine Studie des HR-Softwareanbieters HR-Works nachgegangen. Demnach ist es mit der Bekanntheit und der Vertrauenswürdigkeit der Arbeitgebersiegel nicht weit her. 79 Prozent der Befragten geben so zum Beispiel an, keine Arbeitgebersiegel zu kennen. Bei gestützter Abfrage mit Hilfe einer Liste der gängigsten Siegel waren 46 Prozent nicht in der Lage, eine der Auszeichnungen zu identifizieren.

Am bekanntesten ist noch das Siegel „Ausgezeichneter Arbeitgeber“ vom TÜV Rheinland, das 32 Prozent der Studienteilnehmer kennen. Es folgen das kununu-Siegel „Top Company“ (25 Prozent) und die „New Work“-Auszeichnung von XING (15 Prozent).

Zudem fehlt es den Siegeln an Glaubwürdigkeit. Nur 27 Prozent der Befragten schätzen Arbeitgebersiegel als vertrauenswürdig ein. Unter Akademikern sind es lediglich 25 Prozent. Entsprechend finden nur 22 Prozent der Befragten Arbeitgebersiegel hilfreich bei der Jobsuche. 31 Prozent messen den Siegeln keine große Bedeutung bei.

Fazit: Sind Arbeitgebersiegel sinnvoll?

Angesichts dieser ernüchternden Ergebnisse stellt sich die Frage, wie sinnvoll die Investition in Arbeitgebersiegel tatsächlich ist. Ohne weiteren Kontext stellen die Siegel in der Regel nur ein visuelles Symbol ohne große Bedeutung dar. HR Works empfiehlt Arbeitgebern daher, solche Siegel nur ergänzend im Employer-Branding einzusetzen, sich aber nicht allein auf sie zu verlassen.

Urheber des Titelbildes: igormiller / 123RF Standard-Bild

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