Tabuthemen am Arbeitsplatz

Über bestimmte Themen spricht man am Arbeitsplatz nicht. Sex, Geld, Krankheiten, Religion – das sind nur einige Gesprächsthemen, die im Büro als heikel gelten. Doch warum sind diese Dinge tabu? Gibt es kulturelle Unterschiede? Und wie sollten Sie sich verhalten, falls ein Kollege doch einmal Tabuthemen zur Sprache bringt?

Die größten Tabus im Büro

Was halten Arbeitnehmer selbst für die größten Tabus am Arbeitsplatz? Eine Umfrage von YouGov und Statista.de ist dem nachgegangen.

Die Top-Liste der neun größten Tabuthemen im Büro:

1. Sex und Erotik

Für knapp zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) haben Gespräche über das Liebesleben, Sex und Erotik allgemein nichts am Arbeitsplatz zu suchen. Dabei zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während 72 Prozent der Frauen Sex für ein absolutes Tabuthema im Büro halten, ist dies nur bei 54 Prozent der Männer der Fall.

2. Lästern über Kollegen und Kolleginnen

Fast die Hälfte aller Befragten (49 Prozent) hält Lästern für eines der größten Tabus am Arbeitsplatz. Dahinter steckt nicht nur reine Nächstenliebe. Wer häufig schlecht über Kolleginnen und Kollegen spricht, begibt sich in die Gefahr, sich selbst in ein schlechtes Licht zu stellen und als Mobber zu gelten.

3. Persönliche Finanzen

„Über Geld spricht man nicht“: Dieses Motto ist an deutschen Arbeitsplätzen weiterhin weit verbreitet. 48 Prozent der befragten Arbeitnehmer halten die persönlichen Finanzen für ein Tabuthema im Büro.

4. Gehalt

34 Prozent der Befragten sehen auch Gespräche über das eigene Gehalt als Tabu an. Daran hat auch das 2018 in Kraft getretene Entgelttransparenzgesetz nichts geändert. Das erlaubt es Arbeitnehmern in Betrieben mit mehr als 200 Mitarbeitern, ihr Gehalt unter bestimmten Umständen mit dem von Kolleginnen und Kollegen zu vergleichen. Allerdings machen nur wenige Personen davon Gebrauch.

5. Religion

Religion gilt als sensibles Thema – zu sensibel für den Arbeitsplatz. 26 Prozent der Arbeitnehmer halten es für unangemessen, im Büro den eigenen Glauben oder religiöse Themen zur Sprache zu bringen.

6. Beziehungen

Beziehungen gelten vielen Menschen als zu intim, um sie mit den Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren. Für 24 Prozent der Arbeitnehmer sind sie ein Tabuthema am Arbeitsplatz.

7. Unzufriedenheit mit dem eigenen Job

Beschwert man sich häufig über zu viel Stress, besteht die Gefahr, dass negative Äußerungen irgendwann beim Vorgesetzten landen. Über den eigenen Job zu klagen ist daher für 22 Prozent der Befragten ein Tabu.

8. Politik

Gespräche über Politik können schnell zum Streit führen, insbesondere in politisch schwierigen Zeiten. Um das Arbeitsklima nicht zu gefährden, möchten 16 Prozent der Arbeitnehmer Politik als Gesprächsthema meiden.

9. Krankheiten

Krankheiten sind eine sehr persönliche Angelegenheit. Für 12 Prozent der Befragten sind sie kein geeignetes Gesprächsthema für den Arbeitsplatz. Auch Juristen raten davon ab, Details über eigene Krankheiten im Kollegenkreis zur Sprache zu bringen. Bei chronischen oder länger anhaltenden Krankheiten ist es jedoch sinnvoll, die Vorgesetzten zu informieren. Diese können zum Stillschweigen gegenüber den Kollegen angehalten werden.

Kulturelle Unterschiede: Worüber man hier nicht spricht – woanders aber schon

Was in Deutschland als Tabu gilt, ist in anderen Ländern ein völlig unproblematisches Gesprächsthema. So verhält es sich zum Beispiel mit dem Thema Geld. In den USA ist es normal, über das eigene Gehalt zu sprechen. Vielfach gilt hier noch die Geschichte, dass man vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigen kann. Über das Gehalt zu sprechen, zeigt, welche Karrierestufe man aktuell erreicht hat.

In Schweden gibt sogar das Finanzamt Auskunft über das zu versteuernde Einkommen jeden Steuerzahlers. Lediglich das Einkommen von König und Königin dürfen Bürger nicht abfragen. Was der Nachbar oder der liebe Kollege verdient, steht dagegen jedem offen.

Unterschiede bestehen weiterhin darin, inwieweit Arbeitnehmer Privat- und Berufsleben getrennt voneinander halten. In der interkulturellen Kommunikation spricht man von spezifischen und diffusen Kulturen. Spezifische Kulturen unterscheiden klar zwischen Beruf und Privatleben. Das ist zum Beispiel in Deutschland, den USA, Skandinavien und den Niederlanden der Fall. Das zeigt auch die Umfrage: Vor allem das Privatleben ist in Deutschland als Gesprächsthema am Arbeitsplatz tabu. Weniger stark fällt diese Trennung in diffusen Kulturen wie Argentinien, Spanien oder China aus.

Wie verhalten Sie sich, wenn ein Kollege Tabuthemen zur Sprache bringt?

Welchen Verlauf Gespräche am Arbeitsplatz nehmen, lässt sich nicht immer kontrollieren. Wie reagieren Sie am besten, wenn ein Kollege oder eine Kollegin ein Tabuthema anspricht? Schließlich möchten Sie nicht unhöflich wirken oder Ihre Kollegen vor den Kopf stoßen.

Es ist allerdings völlig richtig und sogar notwendig, Grenzen zu setzen. Erzählt Ihnen ein Kollege ausführlich von seiner Ehekrise oder fängt an, über eine dritte Person zu lästern, sollte sie höflich aber bestimmt zu verstehen geben, dass Ihnen das Gesprächsthema unangenehm ist. Sagen Sie, dass Sie über dieses Thema nicht sprechen möchten und bitten Sie um Verständnis.

Urheber des Titelbildes: gelpi/ 123RF Standard-Bild