Wer weder Platz für ein Arbeitszimmer zu Hause hat noch ein eigenes Büro anmieten will, kann in vielen Städten auch so genannte Coworking Spaces nutzen. Dort kann man Arbeitsplätze in unterschiedlicher Ausstattung auf Zeit mieten. Ich habe mich einmal aus meinem Büro herausgewagt, um zwei Varianten auszuprobieren.
Büroplatz samt Community-Feeling
Der hippe Freiberufler, der in den Medien oder der IT arbeitet, hat sein Büro immer unter dem Arm geklemmt und kann überall arbeiten, wo er ein WLAN-Netz hat – bevorzugt im „Coffice“, einem von Gleichgesinnten frequentierten Café wie dem „St. Oberholz“ in Berlin Mitte. So wird die digitale Boheme zumindest gerne dargestellt. Doch der Alltag ist wesentlich nüchterner. Da nutzen aufstrebende ITler oder Texter meistens einen „Coworking Space“. Die Anbieter solcher flexibler Bürogemeinschaften locken gerne mit der hippen Loft-Atmosphäre der New Economy.
Coworking Space im Betahouse in Hamburg
Um solch eine Bürogemeinschaft einmal selbst zu testen und meinen Coffice, bzw. Coworking Space-Selbstversuch zu starten, habe ich mir das Betahouse in Hamburg ausgesucht. Gleich nach dem Betreten, stehe ich gleich mitten im Gemeinschaftsraum mit Café-Theke und langem Tisch. Auf der großen Tafel über dem Tresen stehen nicht nur die Preise für Getränke und Snacks sondern auch die Zugangsdaten fürs WLAN-Netz und der Druckername. Rechts ist ein großes Gemeinschaftsbüro mit Tischen ohne weitere Ausstattung.
Habe ich einen Monatsbeitrag von zehn Euro und mindestens ein Tagesticket (17 Euro) bezahlt, kann ich mich hier mit meinem Notebook loswerkeln. Von neun Uhr morgens bis 19 Uhr abends, wann immer ich will. Zu voll sei es nie, versichert mir eine Mitarbeiterin. Will ich am Wochenende oder nachts arbeiten, muss ich den Schlüssel als Extra buchen – für 40 Euro im Monat. Weitere Extras sind Postfach (40 Euro) und der Konferenzraums, der für fünf Stunden im Monat ebenfalls 40 Euro kostet.
Links ist der Raum mit den festen Arbeitsplätzen. Der sieht weniger aufgeräumt, dafür aber viel mehr nach Arbeit aus. Denn die meisten Mieter haben ihre eigenen Computer aufgebaut, neben denen sich schon mal Aktenberge türmen.
Ich lasse mich im Gemeinschaftsbüro nieder. Es sind noch zwei weitere Plätze besetzt. Am langen Tisch im Gemeinschaftsraum sitzt ein Kunde und isst sein Mittagessen. Es ist sehr ruhig und vom auf der Internet-Seite angepriesenen Netzwerk- und Community-Feeling nicht viel zu spüren. Das sei oft ganz anders, versichert mir die Mitarbeiterin – gerade bei den wöchentlich stattfinden Frühstücks- und Lunchveranstaltungen ginge es viel reger zu.
Der Lilienhof: Virtuelles Büro samt Firmenschild
Das Lilienhof Coworking Office in der Hamburger Innenstadt spricht eher Freiberufler und Unternehmen an, die die Start-up-Phase bereits hinter sich gelassen haben. Auch hier gibt es Tages-Arbeitsplätze im Gemeinschaftsbüro, doch als ich für meinen Probetag einchecke, legt man mir gleich umfangreichere Pakete nahe. Möglich wäre sogar ein virtuelles Büro, das mir eine repräsentative Firmenadresse samt Firmenschild bieten würde. Für rund 100 Euro im Monat fast ein Schnäppchen.
Hier geht‘s wesentlich förmlicher zu. Man wird gesiezt, der Empfangsbereich sieht wie in einem Unternehmen mittlerer Größe aus. Auch das Service-Angebot ist umfangreicher: Für den Konferenzraum kann ich Beamer und Getränke buchen. Der Lilienhof hat eine eigene IT-Abteilung und es gibt einen Sekretariatsservice, der meine Anrufe entgegennehmen und meine Korrespondenz erledigen würde. Man kann auch ein eigenes, abschließbares Büro für rund 1000 Euro im Monat anmieten.
Fazit
Wer erst in die Selbstständigkeit startet und noch an seiner Geschäftsidee feilt, ist im Betahaus gut aufgehoben – schon aus Kostengründen. Wer aber schon einen Kundenstamm hat und auch schon mal repräsentativ auftreten muss, sollte den Schritt zu einem Anbieter wie Lilienhof machen.
Urheber des Bildes: © Christian Schwier – Fotolia.com
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